Berichte
Museen zu bewältigende — Aufgabenbereich der phylogenetischen und syste-
matisch-zoologischen Forschung auf ein reich differenziertes Niveau neuer wissen-
schaftlicher Fragestellungen, Methoden und Ergebnisse gehoben worden.
Jedoch, in diese Dankbarkeit mischt sich Sorge, jene Besorgtheit, die die Ver-
treter der zoologischen Wissenschaft an den Universitäten gegenüber ihren
Kollegen an den Zoologischen Museen und für sie hegen müssen. Wenn sie
selbst im Zuge der heute so populären und seit Jahren recht aktiven Wissen-
schaftsförderung finanziell, personell und materiell meist hinlänglich ausgestattet
sind, müssen sie mit Beunruhigung beobachten, daß die wissenschaftliche Arbeit
der zoologischen Museen und die an diesen Museen tätigen Kollegen von solcher
Wissenschaftsförderung nur allzu sparsam betroffen worden sind. In diesen Miß-
lichkeiten wirkt u. a. auch eine bestimmte Tradition nach. Verglichen mit den zu
hoher Leistungsfähigkeit entwickelten zoologischen und entomologischen Museen
in Berlin waren einst die kleineren derartigen Museen in Deutschland mehr von
regionaler Bedeutung. Die unheilvollen politischen Entwicklungen der jüngsten
Zeit haben uns jene reichen Hilfsmittel der genannten Berliner Institute gänzlich
entzogen. Will die zoologische Wissenschaft in der Bundesrepublik gleichwohl
ihren internationalen Rang auch auf dem nur an den Zoologischen Museen zu
pflegenden Forschungsbereich der Phylogenetik und Systematik behaupten, so
müssen wenigstens einige der in der Bundesrepublik gelegenen Zoologischen
Museen zu Forschungsstätten von hohem Rang und internationaler Konkurrenz-
fähigkeit entwickelt werden.
Dies ist gerade für das Staatliche Museum für Naturkunde in Stuttgart von der
wissenschaftspolitischen Weitsicht seiner derzeitigen Direktion klar erkannt wor-
den: Hier konnte in zielbewußter Planung eine phylogenetisch-systematische
Arbeitsgruppe ins Leben gerufen werden und ihre Tätigkeit aufnehmen. Ihre
stupenden Arbeitsergebnisse haben bereits heute internationalen Rang, und sie
haben, weltweit anerkannt, ihren Wissenschaftsbereich in einen neuen Fluß ge-
bracht und zu höchst ergiebigen neuen Fragestellungen geführt. Daher lassen Sie
mich aus der Besorgtheit des Universitätszoologen gegenüber der Forschung an
den Zoologischen Museen die Hoffnung aussprechen, daß die für die Wissen-
schaftsförderung Verantwortlichen über ihren Sorgen für die Hochschulen und
die Wissenschaft an ihnen nicht vergessen mögen, wie gerade den zoologischen
Museen Forschungsaufgaben von zentraler und integrierender Bedeutung zu-
gefallen sind, für deren Bearbeitung an den zoologischen Universitäts-Instituten
die Voraussetzungen nicht mehr bestehen.“
So etwa Professor GÜNTHER. Er übergab sodann im Auftrag des Dekans
die Ehrenpromotions-Urkunde „dem hervorragenden Zoologen, Phylo-
genetiker und Entomologen, dem Begründer einer tragenden Theorie der
zoologischen Systematik, dem ideenreichen Initiator und bahnbrechenden
Methodiker einer phylogenetisch-taxonomischen Forschung, deren Lehren
heute in aller Welt eine bewegte Diskussion und reiche Gefolgschaft ge-
funden haben“.
Nunmehr sprachen ihre Glückwünsche aus Staatssekretär Professor Dr.
MECKELEIN für den Herrn Kultusminister, Professor Dr. ScHÜz für das
Museum, mit Hinweis auf die Mängel, die zur Zeit die Arbeit gerade der
Abteilung für stammesgeschichtliche Forschung erschweren, Professor Dr.
PFLUGFELDER als Vertreter der Universität Hohenheim und die einzelnen
Mitarbeiter des Museums. Zum Abschluß verknüpfte Professor Dr. Dr.
h. c. HENNIG seinen Dank mit einem kurzen Bericht über ein zusätzliches
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