Gesellschaft für Naturkunde
Naturkunde betreiben. Die meisten Vorträge führen ins Ausland, und manche
andere wieder behandeln Allgemeinprobleme, die allein für die Heimat in An-
spruch zu nehmen vermessen wäre. Zugegeben, unsere Jahreshefte widmen sich
betont der Heimat, und das sollen sie auch weiterhin tun. Trotzdem halte ich auf-
recht, daß es die Ehrlichkeit erfordert, nicht mehr die Eingrenzung unserer Natur-
kunde auf die Heimat zu behaupten; wir könnten auch nicht zu einer solchen
Beschränkung zurückkehren. — Dann sprach ich von Klarheit. Unsere Begriffs-
inhalte haben sich in 125 Jahren gewandelt. In jener Gründerzeit stand in den
Büchern und auf den Schildern der Sammlungen — und unser Verein besaß ja
einst solche — als Ordnungsbegriff nicht „Vorkommen“, sondern „Vaterland“,
unbelastet von Gefühlswerten. Ja, es gab seit 1822 einen „Verein für Vaterlands-
kunde“, der aber nicht etwa patriotisch sein, sondern einfach die Landesbeschrei-
bung Württembergs fördern wollte; seine Aufgaben gingen 1856 an das Topogra-
phisch-statistische Amt über, Diese Gebrauchsform von „vaterländisch“ hatte sich
schon gegen die Jahrhundertwende gewandelt, und es ist bezeichnend, daß bei
dem Antrag 1901 in dieser Beziehung gesprochen wird von „einem treuherzigen
Wörtchen, daß gewiß weder übertrieben nationalistische, noch partikularistische
Tendenzen zum Ausdruck brachte“ —— so die Formulierung in dem Bericht. Wir
spüren aus dieser Stellungnahme deutlich heraus, daß schon damals das „Vater-
ländisch“ aus dem Bereich der objektiven Vorkommensfeststellung in die Welt
der Gefühle gerückt wurde; es steht heute nicht mehr in dem Raum kühler Über-
legung. Das sollte aber im wissenschaftlichen Bereich der Fall sein.
Vorstand und Ausschuß haben sich in zwei Sitzungen sehr eingehend mit der
Frage befaßt; auch die nicht erschienenen Ausschußmitglieder wurden befragt.
Zwei von 33 waren für die Beibehaltung des alten Namens bzw. übten Stimm-
enthaltung. Bei den Überlegungen kam auch zum Ausdruck, daß man sich mit
gutem Recht einen wesentlich größeren Zustrom aus der jüngeren Generation, also
vor allem an Studenten, erhoffen dürfe, wenn der Name geändert würde, und es ist
ja entscheidend wichtig, daß wir auch die Jugend im Sinne unserer Vereinsziele
gewinnen. E. ScHÜz
Satzung
der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, e.V.
(bisher: Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg e. V.)
Angenommen in der Mitgliederversammlung am 22. Juni 1952 in Nagold,
mit den Abänderungen vom 25. Juni 1961 in Weil der Stadt
und vom 13. November 1969 in Stuttgart
$ 1, Name undSitz
Der Verein, 1844 gegründet als „Verein für vaterländische Naturkunde in Würt-
temberg“, führt ab 13. November 1969 den Namen: Gesellschaft für Na-
turkunde in Württemberg e. V. Er hat seinen Sitz in Stuttgart und ist
unter Nr. 2390 in das Vereinsregister eingetragen.
$ 2. Zweck
Der Verein bezweckt, die Erforschung der Natur, besonders der heimatlichen
Natur, die Naturkunde und den Naturschutz zu fördern und den Sinn für diese
Bestrebungen in weiten Kreisen zu wecken. Der Verein verfolgt diesen Zweck
ausschließlich in gemeinnütziger Form.