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oder einzelne Häuser oder Höfe (STEUER u. THEISS 1971, THEISS u. BAUM-
HAUER 1962, 1964). Industrie ist nur spärlich vorhanden. Die nächste
größere Stadt, Ravensburg, liegt 20 km SE. Etwa 55—60 %o der land-
wirtschaftlich genutzten Fläche ist Grünland, der Rest Ackerland. Wald-
anteil ca. 25%.
Klima
Mittlere Jahrestemperatur 7° C; Mittlere Temperatur in der Vegeta-
tionsperiode (Mai—Juli) 14° C; Jahresniederschlag 850 mm; Niederschlag
in der Vegetationsperiode (Mai—Juli) 300 mm; (Mittel 1881—19830; Kli-
maatlas von Baden-Württemberg 1953; zitiert in Görs 1959/60).
Das Klima im Bereich des Pfrunger Riedes ist wesentlich ungünstiger
als etwa im nahegelegenen Schussental bei Ravensburg (Vergleichsdaten:
8°C, 15°C, 900 mm, 350 mm). Im Pfrunger Ried wechseln besonders
in den Monaten zu Beginn und Ende der Vegetationsperiode sehr hohe
Temperaturen am Tage mit Bodenfrösten in der Nacht durch Bildung
eines Kaltluftsees (Görs l.c.). Diese Klimaungunst erlaubt auf Teilflächen
gerade noch Hochmoorbildung. GÖTTLICH (1955) glaubt sogar, daß das
weitere Wachstum des Hochmoorkerns unter den derzeitigen großklimati-
schen Bedingungen nicht möglich wäre, wenn die Hochmoorauflage sich
nicht in ihrem Bereich ein entsprechendes Mikroklima geschaffen hätte.
Geomorphologie und Vegetation
Die 2550 ha Gesamtfläche des Pfrunger Riedes setzen sich nach GöTT-
LICH (1967) folgendermaßen zusammen:
1929 ha Grünland und Streuwiesen
148 ha Forst (Nadel- und Laubwald)
257 ha Moorwald und Gebüsch (u. a. Sekundärwald)
131 ha Hochmoor mit Bergkiefernbestockung
85 ha Wasserfläche und verlandende Torfstiche
Als westlichster Vorposten des oberbayerisch-oberschwäbischen Hoch-
moorareals bildet das Pfrunger Ried, nach einer der 13 Anliegergemein-
den genannt, das zweitgrößte Moorgebiet Südwestdeutschlands nach dem
Federseeried.
Seine Talsohle liegt 610m NN. Die das Becken begrenzenden Randhö6ö-
hen, ein Schichtkuchen aus tertiären Sanden, Sandsteinen oder Mergeln
und losen oder verbackenen eiszeitlichen Ablagerungen, steigen bis über
700m NN an. Es waren vor allem die Nagelfluhdecken — verbackene
Schotter früherer Vereisungen — die beim letzten Eisvorstoß Teile der
Landschaft vor dem Abtrag schützten. Ausgeräumt wurden dadurch vor-
nehmlich die lockeren tertiären Sedimente (Pfohsand). So entstand das
lebhafte Relief der Landschaft in der Umgebung des Pfrunger Riedes.
Das Gebiet liegt ganz im Bereich der Äußeren Jungmoräne (Würm I)
und ist in einer vom Rheintalgletscher ausgehobelten Mulde, einem ehe-
maligen Eisstausee entstanden. Den Abschluß bildete die morphologisch
Jh. Ges. Naturkde. Württ. 129 (1974)
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