Die Vogelwelt des Pfrunger Riedes 7
Infolge der geologischen Verhältnisse bildeten sich an den seitlichen
Talhängen Quellmoore. Wasserstauende Mergelschichten leiten das durch
Moränenschutt und Pfohsand eingesickerte Grundwasser ins Freie. Im
Hangquellgebiet bei der Laubbacher Mühle hat sich beispielsweise, von
kalkführendem Wasser gespeist, ein Mehlprimel-Kopfbinsenmoor gebildet.
Dieses Moor besticht durch eine Anzahl seltener und attraktiver Pflanzen-
arten. Neben 7 Orchideenarten, Dactylorhiza majalis, D. incarnata, D.
traunsteineri, Orchis militaris, Gymnadenia conopea, Listera ovata, Epi-
pactis palustris, blühen hier u.a. der Frühlingsenzian, Gentiana verna,
die beiden Fettkrautarten, Pinguicula alpina und P. vulgaris und der
Wohlriechende Lauch, Allium suaveolens. Zu bedauern ist das Ver-
schwinden der Sommerdrehwurz, Spiranthes aestivalis, eine in Deutsch-
land stark gefährdete Orchideenart (BRIELMAIER u. KÜNKELE 1970). Ihr
Standort wurde um 1960 bei der Anlage von Fischteichen zerstört.
Die Vogelwelt
Im Untersuchungsgebiet wurden bisher 195 und im Pfrunger Ried al-
lein 180 Vogelarten beobachtet, davon haben 101 nachweislich gebrütet.
Mindestens einmal bestand Brutverdacht bei 11 Arten, von denen 6 mit
ziemlicher Sicherheit noch zu den Brutvögeln zu rechnen sind (Wachtel,
Klappergrasmücke, Winter-, Sommergoldhähnchen, Waldbaumläufer und
Girlitz). Von ihnen liegen (fast) alljährlich Brutzeitbeobachtungen vor. 98
Spezies dürften also (noch) regelmäßig brüten.
Zu den bedeutendsten Brutvögeln an den verschilften Torfstichen im
Pfrunger Ried zählen: Zwergdommel (bis 15 Bp), Krickente (15 bis ver-
mutlich 20 Bp), Wasseralle (25—80 Bp), Teichrohrsänger (60—70 Bp),
Drosselrohrsänger (bis 4 Bp), daneben Zwergtaucher (bis 6 Bp), Stocken-
te (20—80 Bp), Teichhuhn (15—20 Bp), Bläßhuhn (20—25 Bp), Sumpf-
rohrsänger (ca 30 Bp), Rohrammer (ca 40 Bp) und Lachmöwe mit bis zu
50 Bp.
Der Baumfalke ist regelmäßig mit 1—2 Paaren vertreten. Rot- und
Schwarzmilan brüten mit je 1 Paar in der Waldabteilung Etterschen. Aus
dem Hochmoor liegen ganzjährig Daten vom Fichtenkreuzschnabel vor.
Wiederholte Beobachtungen von jungefütternden Altvögeln lassen auf ge-
legentliches Brüten schließen. Sumpf- und Weidenmeise besiedeln mit je
100—150 Paaren in weiten Teilen des Riedes gemeinsam den Birken-
bruchwald. Die Wacholderdrossel unterhält mehrere Brutkolonien. Insge-
samt brüten etwa 200 Paare. Im Herbst können an den Schlafplätzen bis
zu 3000 Ex gezählt werden. Zur Zugzeit gesellen sich auch Rotdrosseln
dazu, z. T. bis 500 Ex.
In guten Mäusejahren ist eine Zunahme der Waldohreule festzustel-
len. 1969 sangen auf etwa 30 ha Birkenried 10 3 und im Mai desselben
Jahres konnten in diesem Gebiet 30 Jungvögel beringt werden. In den
Saatfeldern und Wiesen brüten bis zu 12 Kiebitz- und in den Feuchtlän-
dern maximal 10 Bekassinenpaare. Während der Neuntöterbestand rück-
läufig ist, brütet der Raubwürger (noch) alljährlich mit bis zu 7 Bp.
Jh. Ges. Naturkde. Württ. 129 (1974)
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