Abhandlungen
Ausgezeichnet mit dem „Walter-Schall-Preis“ 1985 der Gesellschaft für
Naturkunde in Württemberg
Dynamische Stratigraphie des Hauptmuschelkalks im
südwestdeutschen Becken
Jon
THOMAS AIGNER, Tübingen/Rijswijk
Mit 14 Abbildungen
Zusammenfassung
Dieser Aufsatz beinhaltet eine vereinfachte und gekürzte Darstellung einer Prozeß-
orientierten sedimentologischen Studie des südwestdeutschen Hauptmuschelkalks in-
nerhalb des intrakratonischen Germanischen Beckens. Der Hauptmuschelkalk reprä-
sentiert die Fazies-Abfolge einer sehr flach geneigten Karbonat-Rampe, in welcher die
Schichtungs-Typen von Sturm-Ereignissen dominiert sind. Weit verbreitete 1-7 m
mächtige „shallowing-upward“ Zyklen („Dachbank-Zyklen“) spiegeln kleinere trans-
gressive/regressive Verlagerungen der Karbonat-Rampe wider. Die stratigraphisch über-
einander geschachtelten Klein-Zyklen bauen ihrerseits den transgressiv/regressiven
Groß-Zyklus des Hauptmuschelkalks auf. Die bisher rein deskriptiv verwendeten litho-
stratigraphischen Leithorizonte sind genetisch die transgressiven („Tonhorizonte“) bzw.
regressiven („Trochiten-, Schalentrümmer-, Oolithbänke“) Maxima der Klein-Zyklen.
Sowohl die generelle Fazies-Organisation des Beckens als auch die Zyklen-Muster zeigen
Einflüsse alter variszischer Strukturen. Im Sinne der Plattentektonik wird damit die Be-
deutung einer Reaktivierung alter Plattengrenzen für die Entwicklung eines kratoni-
schen Beckens unterstrichen.
Vorbemerkung und Dank
Gemäß den Richtlinien der Gesellschaft für Naturkunde repräsentiert dieser Aufsatz
eine stark gekürzte Fassung meiner Dissertation, die 1985 mit dem „Walter-Schall-Preis“
ausgezeichnet wurde. Da die Dissertation sowohl auszugsweise (1984) als auch in vollem
Umfang (1985) bereits in englischer Sprache veröffentlicht vorliegt, ist die folgende
Kurzfassung in Deutsch besonders knapp gehalten.
An dieser Stelle danke ich nochmals der Gesellschaft für Naturkunde für die Aus-
zeichnung, sowie all jenen, die zum Gelingen der Arbeit beigetragen haben. Mein beson-
derer Dank geht an meinen Doktorvater, Herrn Prof. Dr. A. SeiLacHer; Herr W.
WerTzeL hat auch für diese Arbeit die Fotoarbeiten besorgt.
1. Einführung
1.1. Geologischer Rahmen (Abb. 1)
Der Germanische Muschelkalk repräsentiert eine flach-marine Karbonat-
Einschaltung innerhalb des intrakratonischen Germanischen Beckens. Wäh-
{h. Ges. Naturkde, Württ. 141 (1986)
3 Jh. Naturkde. Württ. 141 (1986)