Hauptmuschelkalk im südwestdeutschen Becken
45
Arbeiten von VOLLRATH (1938-1970), WiırtTH (1957), GEYER & GWINNER
(1968), BRÜDERLIN (1969), GWINNER (1970) und anderen erheblich verfeinert.
Diese Arbeiten, sowie die mikrofaziellen Untersuchungen von BRÜDERLIN
(1970), SkuPin (1970), BACHMANN (1973) und SCHÄFER (1973) bilden eine we-
sentliche Basis für die vorliegende „dynamisch-stratigraphische“ Studie. Weite-
re Vorarbeiten sind die Untersuchungen von Reır (1971, 1982), AIGNER
(1977-1982), AıGNER, HAGDORN & MUNDLOS (1978), AIGNER & FUTTERER
(1978), HAGDORN (1978, 1982, 1985), BACHMANN (1979), HAGDORN & MUNDLOS
(1982) und MeHL (1982).
1.2. Arbeitskonzept
„Dynamische Stratigraphie“ versucht in Erweiterung der konventionellen,
rein beschreibenden Stratigraphie die in Schichtfolgen abgebildeten Prozesse
genetisch zu erfassen (MATTHEWS, 1984). In der vorliegenden Studie wurden in
hierarchischer Weise drei Ebenen von stratigraphischen Abfolgen untersucht:
1. Stratinomische Analyse: Untersuchung einzelner Schichten und Bänke als
kleinste stratigraphische Einheiten zur Rekonstruktion der Ablagerungs-
Dynamik im Schicht-für-Schicht Bereich.
Fazies-Analyse: Untersuchung von Fazies-Sequenzen über längere Zeiträu-
me zur Rekonstruktion der Fazies-Dynamik (z. B. trans/regressive Zyklen).
Becken-Analyse: Untersuchung der geometrischen Anordnung von Fazies-
Sequenzen innerhalb des gesamten Beckens und über noch längere Zeiträu-
me zur Rekonstruktion der Becken-Dynamik.
2. Stratinomische Analyse
Unter der sehr großen Zahl von Fazies- und Schichtungstypen des Haupt-
muschelkalks sollen hier vereinfachend nur zwei stark generalisierte lithologi-
sche Klassen besprochen werden (Einzelheiten siehe AIGNER, 1985).
2.1. „Kornsteine“: flachmarine Karbonatsandkörper
(Abb. 2)
Beschreibung. Massige, bis zu mehreren Metern mächtige Bänke aus
Schill-, Trochiten- und/oder Oolithkalk finden sich insbesondere in der rand-
lichen Kalkfazies des Unteren und Oberen Hauptmuschelkalks, wo sie häufig
eng definierte Fazies-Gürtel einnehmen (siehe z.B. Karten von VOLLRATH
1955, seine Abb. 7). Oolithische Bänke sind meist helle, gut ausgewaschene
und sortierte Oobiosparite. Schalenbruchstücke sind gerundet und weisen gut
ausgebildete Mikritrinden auf. Schillkalke variieren zwischen gut sortierten
Grainstones mit Mikritrinden und schlecht sortierten Packstones ohne Mikrit-
rinden. In angewitterten Aufschlüssen zeigen sich oft verschiedene Typen von
Schrägschichtung (Abb. 2). Die dadurch angezeigten Paläoströmungen weisen
meist nach Nordosten (küstenlängs), obwohl auch Nordwest- (seewärts) und
Südost- (landwärts) Orientierungen vorkommen. Die Bank-Oberflächen wei-
sen in mehreren Fällen Hartgründe auf; auf diesen kommen gelegentlich Bio-
Ih. Ges. Naturkde. Württ. 141 (1986)