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GOTTFRIED BRIEMLE und WALTRAUT Freı
im Boden zehren vom Reservoir des Bodens an org. Substanz, verbrauchen
dabei dessen C-Gerüst als Energiequelle und mineralisieren gleichzeitig den
darin befindlichen Stickstoff (6), (5).
Aufnehmbar für höhere Pflanzen ist Stickstoff nur als Ammonium:- oder Ni-
:rat-Ion. Nun sind aber die höheren Pflanzen den Mikroben in der Konkur-
renz um den mineralisierten Stickstoff unterlegen (7). Übliche N min-Messun-
gen geben deshalb nur Auskunft über den zu einem bestimmten Zeitpunkt
vorhandenen pflanzenverfügbaren N-Vorrat, nicht aber über die, auf längere
Zeit (z. B. Vegetationsperioden) nachgelieferte, verfügbare Menge (1), (3). Soll
die standortspezifische N-Nachlieferung bestimmt werden, genügt es also
nicht, die momentan vorhandene N min-Menge festzustellen (8). Als Brut-
tomineralisation bezeichnet man die gesamte Mineralstickstoffproduk-
tion als NH3, NH; und NOs. Unter Nettomineralisation dagegen
wird nur die pflanzenverfügbare N min-Nachlieferung verstanden, also jene
nach Abzug des mikrobiellen Eigenbedarfs (N-Fixierung), sowie der Auswa-
schungs- und der Denitrifikationsverluste (7), (8), (24). Der Vegetation steht
also nur derjenige N min-Teil zur Verfügung, der über den mikrobiellen Be-
darf hinaus mineralisiert wird (25). Mit Ausnahme von stark saurem Humus
wird NH;-N im Boden regelmäßig über die Nitrit-Stufe zu Nitrat mikrobiell
oxidiert. Die Bildung von NH;-N nennt man häufig auch Ammonifikation
and stellt ihr die Umwandlung von Ammoniak in Nitrat als Nirtifikation ge-
genüber (8). Beide Vorgänge stellen jedoch biologisch grundverschiedene Stoff-
umsetzungen dar (20). Der Nitrifikationsprozeß bewirkt eine Versauerung des
Bodens, weil aus der Base Ammoniak Salpetersäure entsteht (9).
Die Mikroben bevorzugen für den eigenen Eiweißaufbau Ammonium ge-
genüber Nitrat, was auch in der höheren N-Immobilisierung bei NH4-Dünge-
salzen zum Ausdruck kommt (19). Eine gute Phosphorversorgung des Bodens
scheint die Nitrifizierung zu fördern (22). Da NOsz auch unter Denitrifika-
tionsbedingungen (z. B. O2-Mangel) in NH überführt werden kann (23), und
damit dem Wurzelhorizont erhalten bleibt, ergeben sich für die Beurteilung
und Interpretation von Befunden aus N min-Untersuchungen sehr komplexe
Verhältnisse.
1.2. Fragestellung
Unter Beachtung der o. g. Erkenntnisse stellt sich nunmehr die Frage, inwie-
fern Untersuchungen zur Mineralstickstoffnachlieferung sowohl auf einer ex-
tensiv genutzten als auch brachliegenden Streuwiese, Hinweise liefern können
zu etwaigen Aushagerungstendenzen bzw. zur Nährstoffanreicherung des
Standorts.
Beispielsweise gibt es in der Frage des Düngungseffekts durch Mulchen noch
kontroverse Ansichten: Einmal wird dieser gleichgesetzt mit der N-Wirkung
auf gedüngten Parzellen (12), (13); z. A. wird eine Aushagerung des Standorts
beobachtet (14), (15), (16).
Auf jahrzehntelang nicht mehr genutzten Streuwiesen kann eine Zunahme
der organischen Substanz des Bodens beobachtet werden, was auf eine Erhö-
hung der mineralisierenden Kraft des Bodens schließen läßt (42). Dies soll für
Jh. Ges. Naturkde. Württ. 141 (1986)