Full text: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg (Bd. 141, 1986)

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GOTTFRIED BRIEMLE und WALTRAUT Freı 
im Boden zehren vom Reservoir des Bodens an org. Substanz, verbrauchen 
dabei dessen C-Gerüst als Energiequelle und mineralisieren gleichzeitig den 
darin befindlichen Stickstoff (6), (5). 
Aufnehmbar für höhere Pflanzen ist Stickstoff nur als Ammonium:- oder Ni- 
:rat-Ion. Nun sind aber die höheren Pflanzen den Mikroben in der Konkur- 
renz um den mineralisierten Stickstoff unterlegen (7). Übliche N min-Messun- 
gen geben deshalb nur Auskunft über den zu einem bestimmten Zeitpunkt 
vorhandenen pflanzenverfügbaren N-Vorrat, nicht aber über die, auf längere 
Zeit (z. B. Vegetationsperioden) nachgelieferte, verfügbare Menge (1), (3). Soll 
die standortspezifische N-Nachlieferung bestimmt werden, genügt es also 
nicht, die momentan vorhandene N min-Menge festzustellen (8). Als Brut- 
tomineralisation bezeichnet man die gesamte Mineralstickstoffproduk- 
tion als NH3, NH; und NOs. Unter Nettomineralisation dagegen 
wird nur die pflanzenverfügbare N min-Nachlieferung verstanden, also jene 
nach Abzug des mikrobiellen Eigenbedarfs (N-Fixierung), sowie der Auswa- 
schungs- und der Denitrifikationsverluste (7), (8), (24). Der Vegetation steht 
also nur derjenige N min-Teil zur Verfügung, der über den mikrobiellen Be- 
darf hinaus mineralisiert wird (25). Mit Ausnahme von stark saurem Humus 
wird NH;-N im Boden regelmäßig über die Nitrit-Stufe zu Nitrat mikrobiell 
oxidiert. Die Bildung von NH;-N nennt man häufig auch Ammonifikation 
and stellt ihr die Umwandlung von Ammoniak in Nitrat als Nirtifikation ge- 
genüber (8). Beide Vorgänge stellen jedoch biologisch grundverschiedene Stoff- 
umsetzungen dar (20). Der Nitrifikationsprozeß bewirkt eine Versauerung des 
Bodens, weil aus der Base Ammoniak Salpetersäure entsteht (9). 
Die Mikroben bevorzugen für den eigenen Eiweißaufbau Ammonium ge- 
genüber Nitrat, was auch in der höheren N-Immobilisierung bei NH4-Dünge- 
salzen zum Ausdruck kommt (19). Eine gute Phosphorversorgung des Bodens 
scheint die Nitrifizierung zu fördern (22). Da NOsz auch unter Denitrifika- 
tionsbedingungen (z. B. O2-Mangel) in NH überführt werden kann (23), und 
damit dem Wurzelhorizont erhalten bleibt, ergeben sich für die Beurteilung 
und Interpretation von Befunden aus N min-Untersuchungen sehr komplexe 
Verhältnisse. 
1.2. Fragestellung 
Unter Beachtung der o. g. Erkenntnisse stellt sich nunmehr die Frage, inwie- 
fern Untersuchungen zur Mineralstickstoffnachlieferung sowohl auf einer ex- 
tensiv genutzten als auch brachliegenden Streuwiese, Hinweise liefern können 
zu etwaigen Aushagerungstendenzen bzw. zur Nährstoffanreicherung des 
Standorts. 
Beispielsweise gibt es in der Frage des Düngungseffekts durch Mulchen noch 
kontroverse Ansichten: Einmal wird dieser gleichgesetzt mit der N-Wirkung 
auf gedüngten Parzellen (12), (13); z. A. wird eine Aushagerung des Standorts 
beobachtet (14), (15), (16). 
Auf jahrzehntelang nicht mehr genutzten Streuwiesen kann eine Zunahme 
der organischen Substanz des Bodens beobachtet werden, was auf eine Erhö- 
hung der mineralisierenden Kraft des Bodens schließen läßt (42). Dies soll für 
Jh. Ges. Naturkde. Württ. 141 (1986)
	        
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