Spinnen aus dem Stadtgebiet von Stuttgart
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3. Ergebnisse
3.1 Wiesenstandorte
Insgesamt wurden 8 Standorte erfaßt, die einem sehr weit gefaßten Lebens-
raumtyp „Wiese“ zugeordnet werden können (vgl. Tab. 1). Gemeinsames
Merkmal der Wiesen ist ein gras- oder krautreicher, mehr oder weniger ge-
schlossener Aufwuchs, der selten nicht (VS-Wi/r), in der Regel aber ein bis
mehrmals während der Vegetationsperiode gemäht wird.
Auf den Wiesenstandorten konnten insgesamt 3803 Individuen aus 80 Arten
festgestellt werden (Tab. 2). Die Artenzahlen der einzelnen Untersuchungsein-
heiten variieren sehr stark und liegen zwischen 11 (LG-Wi, VS-Wi/a) und 42
(VS-Wi/r). Pachygnatha degeeri, Pardosa hortensis, Pardosa pullata, Pardosa palu-
stris, Trochosa ruricola, Erigone atra, Erigone dentipalpis und Enoplognatha tho-
racica gehören zu den typischen Elementen der Wiesenfauna des Stadtgebietes.
Viele dieser steten Arten erreichen gleichzeitig hohe Dominanzwerte, wobei
Pardosa palustris, als typische Art extensiv genutzter Wiesen, in der Feuerbacher
Heide und im zentralen Teil des Rosensteinparks jeweils % bzw. % der gefange-
nen Individuen stellt. Andere Arten, die weniger regelmäßig gefangen wurden
aber auf Einzelflächen höhere Dominanzwerte erreichten, sind Pirata latıtans,
Hahnia nava, Diplostyla concolor, Tiso vagans und Bathyphantes parvulus,
Die aufgeführten Arten zählen mit wenigen Ausnahmen zu den eurytopen
Vertretern der Kulturlandschaft. Besonders Pachygnatha degeeri, Pardosa hor-
tensis, Erigone dentipalpis und Erigone atra besiedeln häufig stark gestörte Flä-
chen und Pionierflächen.
Typischer Wiesencharakter kann aufgrund der Spinnenfauna vor allem den
Untersuchungseinheiten im Rosensteinpark und in der Feuerbacher Heide zu-
gesprochen werden, wobei die Gesamtartenzahl im Park auffallend hoch liegt.
Auf der ruderalisierten Wiese am Voltasteg (VS-Wi/r) und der Wiese nahe der
Aubrücke (AB-Wi/a) sind Lycosiden deutlich unterrepräsentiert. Das Spek-
trum unterschiedlicher Anspruchstypen ist hier — entsprechend des inhomo-
genen Aufbaus der Einheit bzw. aufgrund verschiedener direkt angrenzender
Fremdbiotope — sehr heterogen.
3.2 Gebüsch/Saum-Standorte
5 Standorte mit Gehölzen und (zum Teil) vorgelagertem Saum wurden zu
einem Gebüsch-Saum-Komplex zusammengefaßt. (vgl. Tab. 1). Hier wurden
insgesamt 58 Arten mit 1082 Individuen nachgewiesen (Tab. 3).
Der qualitative und quantitative Aufbau der ermittelten Spinnengemein-
schaften läßt wenig Übereinstimmung zwischen den Einheiten erkennen. Ge-
meinsam sind ihnen wieder einige euryöke Arten (Opportunisten) wie bei-
spielsweise Dysdera erythrina, Pisaura mirabilis, Pachygnatha degeeri und
Pardosa hortensis, Im einzelnen hängt die Vergesellschaftung jeweils sehr stark
von der Ausdehnung und Dichte des Gehölzbestandes und von mikroklimati-
schen Faktoren in Bodennähe ab, die sich u.a. aus der Exposition des Standor-
tes und dem Aufwuchs der Krautschicht ergeben.
Jh. Ges. Naturkde, Württ. 147 (1992)