Lettenkeuper-Stratigraphie im Hohenloher Land
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Als weiteres Beispiel für QUENSTEDTS Formulierungsvermögen sei noch seine Be-
schreibung der Anthrakonitbank im Steinbruch SCHWEIKERT (Tab. 6) angeführt.
„5) Nochmals Windheuchel 2% Fuß, [0,7 m], der sich in sechs Bänke zerschlug,
zwischen welchen das Frühlingswasser herabrieselte. Hier ist hauptsächlich die firniß-
glänzende Lingula tenuissima zu Hause in Begleitung von der kleinen Posidonia minuta
(Estheria), welche millionenweis zusammenhängende Straten bildet, wonach sich die
Bänke beim Schlage absondern. Innen sind diese Dolomitmergel dunkel, aber durch
Verwitterung werden sie ebenfalls intensiv gelb. [...] Dieser dritte ‚Windheuchel‘ hat
wie der untere wieder Hohlräume, wenn auch sparsamer, wo offenbar auch Gyps ausge-
waschen war“ (QUENSTEDT 1880: 16).
Zwei Punkte verdienen, besonders herausgestellt zu werden.
(1) QuenstepT gelingen unübertroffene Charakterisierungen einzelner
Schichten, für die er einprägsame Namen erfindet oder übernimmt: Blaubank,
Stängelsandstein, Halbfußbank, Lingulabänke, Unionenbank, Untere Zwi-
schenlager.
(2) Einzelne Bänke werden über größere Entfernungen richtig parallelisiert,
z. B. die Bibersfelder Bank Nr. 4 [SPS] mit einer Bank „feiner grüner Letten“ bei
Steinbach. Damit geht QUENSTEDT weit über die groben Einteilungen des Letten-
keupers und die Auflistung einzelner Schichten bei O. Fraas und REGELMANN
hinaus und schafft die Grundlagen der Bankstratigraphie im Lettenkeuper.
4. EBERHARD FRAAS und CARL BAUR
Das Wirken von EBERHARD FraAs (1862-1915) war wie das seines Vaters,
Oscar Fraas, eng mit dem Naturalienkabinett in Stuttgart verbunden. 1891
wurde E. FraAs Assistent, 1894 Konservator an der Geologisch-Paläontologi-
schen Abteilung des Stuttgarter Museums. Mit dem Lettenkeuper befaßte sich
E. Fraas anläßlich der monographischen Bearbeitung der schwäbischen Laby-
rinthodonten (1889 und 1896), in den Oberamtsbeschreibungen von Cannstatt
und Heilbronn (1895 und 1901) und in den Begleitworten zur Geognostischen
Specialkarte von Württemberg, Atlasblätter Neckarsulm, Öhringen und Ober-
kessach (1892) und Mergentheim, Niederstetten, Künzelsau und Kirchberg
(18923).
In der Beschreibung des Lettenkeupers in den Begleitworten zu den Atlas-
blättern Mergentheim, Niederstetten, Künzelsau und Kirchberg — nur diese
Schrift ist in bezug auf die Lettenkeuper-Stratigraphie ergiebig — ging E. FRAAS
(1892 a: 21£.3 Tab. 7) kaum über die Gliederung von O. Fraas (Tab. 1) hinaus.
Die in den „thonigen Gesteinen“ erwähnte Dolomitbank dürfte die Anthra-
konitbank sein und die „Lettenkohle“ darüber ist wohl in die Unteren Grauen
Mergel zu stellen.
Bemerkenswert ist die schon von WAGNER (1913: 69 f.) ausführlich diskutierte
falsche Einordnung der untersten Lettenkeuperschichten von Crailsheim als
„Crailsheimer Vitriolschiefer“ und „Crailsheimer Trigonodusdolomit“ in den
Oberen Hauptmuschelkalk durch E. Fraas, der darin BAUR folgte. Bergrat CARL
THEODOR BAUR (1836—1911), der 1891 als Nachfolger XeiLErRs Direktor des
Bergrats wurde, und der dieses Amt bis 1904 bekleidete, hat an den Oberamtsbe-
schreibungen von Mergentheim (1880), Neckarsulm (1881), Künzelsau (1883),
Jh. Ges. Naturkde. Württ. 147 (1992)