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WOLFGANG SCHÜTZ
Angaben zur Verbreitung
Nach Angaben von Hacström (1916) ist die Verbreitung von Potamogeton x
decipiens auf Mittel- und Nordeuropa beschränkt. Er fehlt über weite Strecken,
tritt aber in einigen Gewässersystemen gehäuft auf, eine Erscheinung, die von
anderen Potamogeton-Bastarden ebenfalls bekannt ist. In Baden-Württemberg
und der angrenzenden Schweiz konzentrierten sich die Fundmeldungen auf
den Untersee, den Hochrhein und eine erhebliche Anzahl kleinere Zuflüsse
zum Hochrhein im Kanton Schaffhausen (KocH und KuMMer 1924). In Bayern
kam der Bastard erst wieder in der Würm und in Gräben im Dachauer Moor
vor (FıscHErR 1907). Für Hessen liegen keine Fundmeldungen vor (LuDwıiG
1966). Erst in Niedersachsen und hier auf das Einzugsgebiet der Ems be-
schränkt, ist P. x decipiens sicher nachgewiesen (WıreLe3 und HERR 1984).
Trotz der in neuerer Zeit in Deutschland durchgeführten umfangreichen flo-
ristischen Kartierungen ist heute das Verbreitungsbild dieses und anderer Pota-
mogeton-Bastarde unklar, da sie meistens übersehen oder verkannt werden.
Nur Kartierungen, die speziell die Gewässerflora umfassen (EGLOFF 1977,
Wiıreıss und Herr 1984), geben sichere Hinweise auf den Status von P. x decı-
piens.
Die von BAUMANN (1911) und KocH und Kummer (1924) im Hochrhein und
Untersee aufgeführten Fundorte sind recht zahlreich. Verglichen mit den recht
spärlichen Fundortsangaben aus anderen Regionen scheint hier eines der
Hauptverbreitungszentren von P. x decipiens, vielleicht sogar das größte, zu lie-
gen. Auch im nördlichen, rheinnahen Teil des Kantons Zürich wurde er von
EcLorr (1977) an fünf Stellen gefunden, war dort früher aber offensichtlich
häufiger. Für den Untersee selbst wurde in der Zeit nach den Arbeiten von
BAUMANN (1911, 1925) kein Nachweis mehr erbracht, obwohl die Makrophy-
tenvegetation in jüngerer Zeit sehr genau untersucht wurde (LANG 1973, 1981,
SCHMIEDER 1991). Für den Obersee und den Überlinger See liegen auch aus älte-
rer Zeit keine Hinweise vor. Es ist zwar durchaus möglich, daß P. x decipiens
hier übersehen oder verkannt wurde, aber das Fehlen jeglicher Funde im Ober-
see und der näheren Umgebung legen eine in jüngster Zeit erfolgte Kreuzung
von P. Iucens und P. perfoliatus und die nachfolgende Bildung eines klonalen
Bestandes nahe.
Für die Population im Rheingießen kommt eine Kreuzung in neuerer Zeit
weniger in Betracht, da Issıer et al. (1952) in der Flore d’Alsace Fundorte für
die nicht weit entfernte Ill bei Colmar und für einen unmittelbar dem Rhein-
gießen linksrheinisch benachbarten Gießen bei Rhinau angibt, der vor der Tul-
la’schen Korrektion in Verbindung mit diesem stand. Beide Nennungen könn-
ten auf eine ehemals größere Population im südlichen Oberrheingebiet
hinweisen (Potamogeton-Bastarde sind im Elsaß recht zahlreich), ebenso eine
nicht publizierte Fundmeldung von WESTERMANN (1984) für „Potamogeton
praelongus“ aus einem weiteren Gießen bei Weisweil, bei dem es sich wahr-
scheinlich ebenfalls um P. x decipiens handelt. Die Fundmeldung konnte aller-
dings von mir 1990 trotz mehrmaliger Nachsuche leider nicht bestätigt werden.
Es mag erstaunen, daß P. x decipiens weder aus dem badischen noch aus dem
elsässischen Oberrheingebiet angegeben wird, obwohl von Krause (1971) und
Jh. Ges. Naturkde. Württ. 147 (1992)