Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 121, 1966)

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WALTER CARLE 
Die Schaumkalkbank wurde also in eine sandig-tonigen Lehm verwandelt. 
Sand ist hier ausschließlich als Korngrößen-Bezeichnung zu verstehen, 
Die Kalksteine unter dieser Bank sind napfförmig angelöst; in die so ge- 
bildeten Hohlräume ist die zersetzte Bank wellenförmig hineingebrochen. 
Das unverfärbte, mit scharfer Grenze anschließende Hangende macht diese 
Wellenform nicht mit; die Gesteinsbank ist also postgenetisch zerstört wor- 
den. Stellenweise zeigt die zersetzte Masse noch die unter normalen Um- 
ständen unsichtbare Feinschichtung der Bank. Im aufgeschlossenen Profil ist 
allein die obere Schaumkalkbank zersetzt worden. 
Wie konnte die außerordentlich harte, zähe Kalksteinbank in einen san- 
digen Lehm verwandelt werden? Um dies zu klären, wurde eine Probe der 
fast unverwitterten Schaumkalkbank, die wenig nördlich von Stuppach an 
der Böschung der Bundesstraße 19 ansteht, sowie eine solche des zersetzten 
Materials von Bad Mergentheim analvsiert. 
Hundertteile 
AlLOs 
CaO 
MgO 
FeO 
MnO 
SiO, 
Stuppach 
0,8 
49,2 
3,7 
1,8 
0,2 
[82 
Bad Mergentheim 
3,3 
29,9 
6,6 
L0,1 
0,5 
18.3 
Die Schaumkalkbank besteht also nicht aus reinem Kalk, sondern besitzt 
einen wenn auch geringen Dolomit-Gehalt. Da sich der MgO-Gehalt in den 
Verwitterungsprodukten prozentual erhöht, der CaO-Gehalt aber prozentual 
erniedrigt hat, muß Kalk in größerem Maße gelöst worden sein als Dolomit. 
Wahrscheinlich wurde kalkige Substanz, die normalerweise Kalk- und Dolo- 
mit kristalle verbindet, entlang feinster Haarrisse herausgelöst, so daß die 
Bank mehr oder weniger in eine Ansammlung verschieden großer Körner 
zerfiel. Ein ähnlich sandiger Zerfall ist ja vom Trigonodusdolomit des Obe- 
cen Muschelkalks bekannt, wenn er an der Oberfläche der Verwitterung 
ausgesetzt ist. Entsprechend der geringeren Löslichkeit wurde das Alu- 
miniumoxid prozentual auf das Vierfache, Kieselsäure sogar auf das Vier- 
zehnfache des Anfangsgehaltes angereichert. Eisen wurden bei der Kalkent- 
fernung in Lösung überführt, jedoch durch Oxidation bald wieder ausgefällt, 
was sich ja schon durch die auffallende Verfärbung kundtut; auf diese Weise 
stieg sein prozentualer Anteil auf das fünfeinhalbfache. Dagegen scheint sich 
der Mangan-Gehalt nur unwesentlich erhöht zu haben, doch dürfte auch 
Mangan stark angereichert worden sein; Manganoxid ist lediglich nicht so 
gleichmäßig wie das Eisen im Rückstandslehm verteilt, sondern es ist in 
Schwarten konzentriert. 
In der Baugrube waren zwei nordwestlich streichende Abschiebungen zu 
sehen; sie verlaufen also diagonal über das von Norden nach Süden ziehende 
kurze Seitentälchen der Tauber hinweg. Die nördliche von beiden fällt mit 
75°” NO, die südliche mit 65° NO, also bergwärts ein; beide zusammen bil- 
den eine Schollentreppe mit je 0,9 m Sprunghöhe. Die Abschiebungen klaf- 
fen maximal 8 bis 12 cm weit; sie sind erfüllt durch grauen Mylonit und
	        
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