Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 121, 1966)

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Ein Aufschluß an der Remstal-Verwerfung 
bei Großheppach 
(Landkreis Waiblingen, Baden-Württemberg) 
Von WALTER CARLE, Korntal 
Mit 2 Abbildungen 
Auf einem ziemlich flachgeböschten Weinberghang nördlich des Remstales 
wurde für die Gemeinde Großheppach ein Hochbehälter erstellt (Top. Karte 
1 :25000, Nr. 7122, Winnenden; R = 3528.450, H = 5409.900). Die Bau- 
grube schloß eine durch Kartierung schon länger bekannte, zum tektonischen 
System der Rems-Brüche gehörige Verwerfung auf; dies ist der erste Auf- 
schluß in diesem nicht unbedeutenden Störungsschwarm (Abb. 1). Es handelt 
sich um eine 155° streichende Abschiebung; sie fällt an der NW-Wand der 
Grube mit 45°, an der SO-Wand mit 60° nach SW ein. In der abgesunkenen 
Scholle wurde eine kleinere Verwerfung mit 105° Streichen und einem Ein- 
fallen von 60° S festgestellt. Der großen Verwerfung ist eine unbedeutende 
Teilverwerfung zugeordnet, die mit 50° NO-Fallen auf der Verwerfungs- 
fAäche aufsitzt; beide Störungen schließen einen keilförmigen Graben ein, 
der die Sohle der Baugrube nicht erreicht. Auf der hohen Scholle stoßen die 
grauen Estherien-Schichten des oberen Gipskeupers, auf der tiefen Scholle 
die roten Tonsteine und Steinmergelbänke der Liehrberg-Zone (Untere 
Bunte Mergel) an die Hauptverwerfung. Hieraus läßt sich eine Sprunghöhe 
von etwa 50 m ablesen. Die Schichten der hohen Scholle sind mit 20 bis 40° 
zur Verwerfung hin abgeschleppt; die der tiefen Scholle sind mit 20 bis 30° 
aufgeschleppt. Im SW-Teil der Grube liegen die Lehrberg-Schichten waag- 
recht, um in Richtung auf das Tal in ein bis 50° starkes NO-Fallen, also in 
den Berg hinein, überzugehen; hieraus läßt sich auf eine weitere, noch un- 
erkannte Verwerfung schließen, die mit dem aufgeschlossenen Bruch zu- 
sammen einen Graben bilden dürfte. 
Diese geologische Erscheinung wurde in der Praxis sehr beachtet, weil sich 
in dem über ihr errichteten fertigen Wasserbehälter Risse bildeten. Die Bau- 
ingenieure vermuteten zunächst, daß sich die Schollen an der Verwerfung 
heute noch bewegen und daß die Risse auf diese Weise verursacht worden 
seien. Da die letztlich erarbeitete Deutung der Rißbildung bodenmechanisch 
interessant ist, sei sie hier wiedergegeben. 
Der Behälter ist in einer statisch günstigen kreisrunden Form errichtet 
worden. Durch eine Trennwand ist er in zwei gleichgroße Kammern geteilt. 
Die flache Decke wird in beiden Kammern durch je zwei Pfeiler getragen; 
sie liegt außerdem der Trennwand auf. Bergauswärts ist an den runden Bau- 
körper ein rechteckiges Schieberhaus angefügt. Behälter und Trennwand 
werden durch die Hauptverwerfung gequert (Abb. 2). 
An drei Bauteilen zeigten sich Risse. Diejenigen im Behälterboden ver-
	        
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