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ATHANASIOS TERZIDIS
Die Albvulkane sind in ihrer Lage tektonisch bedingt, wobei es sich nicht
um an der Oberfläche zu kartierende Verwerfungen, sondern um Grundge-
birgstektonik handelt (GwIiNnER 1961, 33; MÄUssnNEsT 1956, 49). Ob die
Uracher Mulde bei den Vulkanausbrüchen im Obermiozän schon vorhanden
war, ist wenig wahrscheinlich. Die Deutung der Uracher Mulde als Folge-
erscheinung des Vulkanismus ist wohl richtiger. Schon HÜTTNER (1952) hat
angenommen, daß Massenverlust im Untergrund beim Ausbruch der Vul-
kane die Einsenkung verursacht haben könnte. Die Übereinstimmung des
tektonischen Bildes mit der Lage der Vulkanschlote legt den Schluß einer
Einsenkung der Uracher Mulde durch Magmaverlust im Untergrund und
Gasverlust nach den Vulkanausbrüchen nahe. Die Erklärung stößt allerdings
auf einige Probleme. Für diese Entstehungsart spricht weiterhin die runde
Form der Uracher Struktur, die nur im Osten und Westen von scharfen tek-
tonischen Verwerfungen begrenzt wird. Dem steht jedoch gegenüber, daß
die rundliche Form der Uracher Struktur auch durch Überlagerung mehrerer
sich durchkreuzender tektonischer Strukturen zustandekommen kann (GwIn-
NER 1961, 34).
Um die Frage zu beantworten, ob durch die Vulkanausbrüche dem Unter-
zrund eine so große Menge Magma entzogen wurde, welche die Absenkung
der Uracher Mulde ermöglichte, hat GWINNER (1961, 34-36) Berechnungen
angestellt, Allerdings leiden die Ergebnisse der Berechnungen darunter, daß
verschiedene Größen nicht oder nur sehr ungenau bekannt sind: Z.B. die
Tiefe des Magmaherdes, die Menge des Gasverlustes aus dem abgekühlten
Magma, die Querschnittsänderung der Vulkanschlote nach der Teufe u. ä.,
so daß man mit Mindestwerten rechnen muß, die sich auf den Inhalt der
Ausbruchswege beziehen. .
Nach GwInnEr (1961, 36) ist es nicht wahrscheinlich, daß allein ein post-
vulkanisches Absinken für die Bildung der Uracher Mulde verantwortlich zu
machen wäre. Die Vergitterung der Filstalmulde mit der rheinischen Zone
Urach-Zwiefalten soll beweisen, daß dabei auch echte Tektonik beteiligt ist.
5. Zusammenhänge zwischen Tektonik und Morphologie
Die Schichten fallen in der näheren Umgebung der Stadt Eningen rings-
um gegen die Stadt hin ein.
Wie man aus der Schichtlagerungskarte entnehmen kann, liegt Eningen
in einer flachen tektonischen Mulde, welche interessanterweise durch die
Erosion der konzentrisch von allen Seiten in diese Mulde hineinfließenden
Flüßchen morphologisch nachgeformt worden ist. Die Stadt Eningen liegt
im Bereich einer kesselförmigen Talerweiterung, einer sog. „Talspinne“.
Ganz ähnliche Verhältnisse hat GwInneEr (1959, 123) übrigens aus der Ura-
cher Mulde beschrieben. Das starke Einfallen der Schichten des Vorberges
Achalm gegen N bzw. NNE weist auf die gestörte Lagerung der Achalm hin.
Die tektonisch tiefere Lage der Achalm hat dazu beigetragen, daß die
Achalm im Gegensatz zu der näheren Umgebung zeitweilig vor der Erosion
geschützt wurde und heute noch Weißjura-ß-Schichten trägt, welche ringsum
bereits abgetragen worden ist.