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Nachrufe und Ehrungen
der Wirtschaft stellte, hat er sich beiderseits des Rheins die Achtung der
Gutgesinnten erworben.
Was an WAGNeEss Arbeiten von jeher besonders besticht, das ist die reiche
bildliche Ausstattung. Photos, vielfach eigene Aufnahmen, von typischen
Fossilien, von Gesteinen und von kennzeichnenden Landschaften, ferner
Karten und schematische Zeichnungen erläutern das geschriebene Wort.
Mehr und mehr traten hierbei Reliefkarten und Blockbilder in den Vorder-
grund. Sie unterstützen wie ein plastisches Modell die räumliche Vorstellung
von geologischen Zusammenhängen und Vorgängen, die die zweidimensio-
nale Karte bei weitem nicht so anschaulich zu erschließen vermag. Gelten
WaAGNneEss Darstellungen dem Werden der heutigen Landschaft und ihrer
Formen, so hat sein Freund Hans Cio0os, der bedeutende Bonner Geologe,
sich dieser Methode für die Veranschaulichung tektonischer Strukturen be-
dient. Es ist also begründet, daß das Raumbilderwerk Hans CLi00s gewid-
met ist; eine Strukturkarte der deutschen Mittelgebirge aus dessen Nachlaß
eröffnet den Bildteil als Zeugnis der, wie es heißt, „fachlichen und künst-
lerischen Darstellungskraft des großen Tektonikers“. Wir dürfen im Hinblick
auf den Band von WAGNER-KocıH das gleiche Prädikat aussprechen, das
WAGNER dem verstorbenen Kollegen zuerkannte.
Für dieses Gelingen des Werkes war aber von wesentlicher Bedeutung,
daß einst zu WAGNErs Füßen als Schüler schon im Seminar in Nagold und
dann später in Tübingen gesessen hat ADOLF KocH. 1901 in Nürnberg
geboren und in Ulm aufgewachsen, war er in verschiedenen Schulen des
Landes, vor allem in Stuttgart-Vaihingen und seit 1937 in Friedrichshafen-
Fischbach — zuletzt als Schulleiter — tätig. Zu dem Einleben in die land-
schaftsmorphologischen Untersuchungen WAGNERSs gesellte sich ein beson-
deres zeichnerisches Talent; ein bekannter Schweizer Geologe nannte KocH
einen Pädagogen und Künstler von seltener Gestaltungskraft. Die Zusam-
menarbeit zwischen WAGNER und KocıH gipfelte in einer Reihe farbiger
Raumbilddarstellungen, die zum Beispiel bei der Landesausstellung 1955
an eine weitere Öffentlichkeit gelangten. Schließlich konnten wir in einer
Sonderausstellung des Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart in
Schloß Rosenstein eine Sammlung entsprechender Bilder aufnehmen. Dank
dem Verständnis des Kultusministeriums für die seltene, um nicht zu sagen
ainmalige Gelegenheit, ein so wertvolles Lehrmaterial zu gewinnen, durften
wir Herrn KocH vom Schuldienst in unser Museum überführen; aus dem
Schulleiter wurde ein Regierungsoberamtmann, dessen Funktionen aller-
dings aus dieser Dienstbezeichnung nicht ersichtlich sind. Es war ein glück-
licher Entschluß, daß die beiden Verfasser diese Tafeln von Schloß Rosen-
stein und einige weitere dazu in einem Band vereinigten, der — im Bild wie
im Text — gleich anschaulich in wesentliche Züge von Aufbau und Werden
unserer Landschaft einführt. Welch ein treffender Vergleich etwa dieses
Blockbild des südlichen Baden-Württemberg von heute und desselben Ge-
biets 25 000 Jahre zuvor, da der Rheingletscher der Würmeiszeit bis weit in
den Raum von Biberach vorstieß! Was der Schüler, aber auch der Erwach-
szene oft nur mühsam aufnimmt, sieht er hier wie zum Greifen veranschau-
licht. Die Kunst einer solchen Darstellung und die mit ihr verknüpfte Ver-