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rascht, dass alles zurückgebliebene Eisen sich vollständig in Graphit ver-
wandelt hatte, Die Oberfläche desselben und die Drusenräume waren mit
Titankrystallen überzogen und selbst in der inneren Masse des Graphits hatte
sich eine grosse Menge Titan ausgeschieden. Etwas tiefer, wo die Graphit-
masse mit dem Bödenstein in Berührung gekommen war und somit eine noch
langsamere Abkühlung stattgefunden hatte, erschien das Titan, jedoch nur
an einigen wenigen Stellen, theils erdig, theils traubenförmig und in letzterem
Zustande auf dem Bruche strahlig. In der grössten Aushöhlung, die der
Bodenstein erlangt hatte, war der Graphit von einem weissen mehlartigen
Mineral (vielleicht titansaurem Eisen) überzogen und durchdrungen, und an
wenigen Stücken erschien dieses ebenfalls traubenförmig mit concentrisch
schaliger Absonderung und strahligem Bruche.
Der Hohofen zu Wilhelmshütte verhüttet Bohnerze aus der Gegend von
Riedlingen mit einem Zuschlag von Jurakalk (Oxfordthon) aus derselben
Gegend, und es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass diese Erze
Titaneisen enthalten, was auch zum Theil auf die vorzügliche Beschaffenheit
des aus diesen Erzen erzeugten Eisens von Einfluss seyn dürfte.
Das Gestelle dieses Hohofens war aus Liassandstein aus der Nähe von
Aalen construirt. Hinsichtlich der Umwandlung, die dieser Sandstein erlitten
hat, wurde die unerwartete Beobachtung gemacht, dass an den ausgebrochenen
Steinen durchaus keine säulenförmig abgesonderte Stücke wahrzunehmen
waren, die‘ bisher niemals gefehlt haben, wo die Gestelle aus buntem Sand-
stein oder Keuper zusammengesetzt waren.
2. Insekten im Jahr 1846.
Der Jahrgang 1846 war dem Aufkommen mancher Insekten,
ins Besondere Lepidopteren, schr günstig, Bereits jetzt (Octob.)
sind die Obstbäume mit den, sehr entwickelten Nestern von Liparis erysorrhöa
bedeckt. Ein Freund der Insektenkunde in Ulm berichtete, dass im verflos-
senen Sommer Acherontia atropos in sehr grosser Menge geschwärmt habe,
„wie Fledermäuse“ selbst in der Stadt geflogen und häufig zu offenen Fen-
stern hereingekommen sey, In den letzteren Jahren ‚war dieser Schmetter-
ling. sehr selten geworden, In dem königlichen Schlossgarten zu Stuttgart
zeigte sich Yponomeula cognatella in einer nieerlebten Menge. Zwar werden die
dort, häufig als Unterholz in den Baumparthieen des Parkes angepflanzten
Prunus padus,jedes Jahr von diesem Insekt heimgesucht, die Krone mehr
oder. weniger übersponnen und die Raupen verpuppen, sich, wie gewöhnlich,
in. Haufen ‚von 30 bis ‚100 in Knäuelartigen Gespinnsten zwischen, den
dünnen Zweigen, Dieses Jahr aber erfolgte keine, Verpuppung zwischen den
Aesten „ wohl ohne Zweifel in Folge der, allzustarken Einwirkung der, Son-
nenstrahlen. auf die gänzlich entlaubte und perückenartig übersponnene Krone,