Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 1-2, 1845-1846)

EEE. Kleinere Mittheilungen. 
1) Ueber den Winter 1844 —45. Von Prof. Dr. Th. Plieninger, 
Die Winterwitterung mit Frost und Schneefall nahm schon frühe im 
Jahr 1844 ihren Anfang. Zu Ausgang Okt, und Anfang Nov, fiel reich- 
licher Regen und Schnee, letzterer besonders in‘ den höher liegenden Ge- 
genden und in der norddeutschen Ebene; gleichzeitig ereigneten sich 
bedeutende Ueberschwemmungen in Ober- und Mittelitalien, sowie auf 
Corsika, in Folge anhaltender Regengüsse. Diese dauerten auch in 
Deutschland beinahe den ganzen Monat über fort und auch in Polen folg- 
ten bedeutende Ueberschwemmungen, Erst in der zweiten Hälfte des 
Novembers begann in Italien, dem südlichen Frankreich und Spanien 
eine schöne und, in Folge von Südwinden, welche sich mitunter bis zu 
Stürmen steigerten, sehr warme Witterung, 
Mit Ende des Novembers und Anfang Decembers erschienen ungewöhn- 
lich starke ‚und häufige Schneefälle, welche sich fast über ganz Europa 
erstreckten; so namentlich in den Pyrenäen, den Alpen, Karpathen und 
andern Gebirgsländern; am 4. December selbst Schneefall zu Constan- 
tinopel und in den Gebirgen des Peloponnes; in Portugal herrschten in 
dieser Zeit die heftigsten Regengüsse mit Gewittern, ebenso auch auf den 
westindischen Inseln. Darauf folgte starke Kälte. Am 7, December be- 
obachtete man in Mailand — 9,3° C., am 8. zu Turin — 15,8°; Genua 
— 5,0; Venedig -+ 2,0°; Bologna -+- 3,0°; Rom -+ 2,3; Neapel + 7,0°; 
am 9, zu Marseille ——- 3,0° während starken Schneefulls; bei London 
waren am 9. die stehenden Wasser mit Eis bedeckt; am 11. zu Lyon 
— 10,0° C., zu Wien — 14,0° R.; auf den Apenninen lag der Schnee 
so tief, dass die Verbindungen unterbrochen wurden. Zu Madrid lag 
am 13. December 1 Fuss tiefer Schnee. Während dieser Zeit herrschten 
verderbliche Stürme auf dem schwarzen, dem mittelländischen und atlan- 
tischen Meere. 
Mit dem 15, Dec, trat wieder allenthalben gelindere Witterung ein, zu 
Rom hatte man bis + 18,0° C.; zu Lyon + 10,9°, zu Neapel dagegen 
von + 10 bis + 13,0° C. Die Flüsse in Deutschland wurden auf kurze 
Zeit wider von Eis frei. 
Zu Ausgang des Monats folgten dagegen im östlichen Europa und 
westl. Asien wieder Schneemassen, wie im Caucasus; bei Odessa sammelten 
sich grosse Eismassen , welche bis zum 30, Januar blieben; während zu 
Anfang des Januars in dem übrigen. Europa wieder gelindere Witterung 
in Folge von südlichen Winden bis Mitte des Monats eintrat. 
Mit diesen bisher erwähnten Erscheinungen waren die Berichte aus 
dem hohen Norden, sowie aus den Alpen in schroffem Contrast, in St, 
Petersburg war der Winter bis zum 14, Januar ungewöhnlich mild ge- 
wesen, man hatte bisher blos bis zu —5° R. Kälte gehabt; aus der Schweiz 
Württb, naturw. Jahreshefte, 1546. 
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