Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 1-2, 1845-1846)

besagten Berichte vom 20. Januar über sehr milde Witterung den ganzen 
Winter hindurch folgendes: von Mitte Novembers bis Mitte Januars hatte 
man auf der Höhe des Splügen nie über — 14,0° C. (7. Deec.), häufig 
sogar -+ 4,0° C., meist herrschten, Süd- und Ostwinde, im Laufe Decem- 
bers thaute der Schnee sogar zur Nachtzeit (20. Dec.); der Rhein und 
seine Nebenbäche waren nur vom 5—8 Dec. zugefroren und blieben stets 
wasserreich; man fand am Kelchberg (5300 Fuss M. H.) blühende Gentiana 
verna, (6. Jan.), treibende Polygala, chamaebuxus , Rhododendrum ferru- 
gineum ; auf den Thalflächen bei Splügen und Sufers lag der Schnee nie 
über 1 Fuss tief, während die nach S. auslaufenden Alpthäler bis in die 
Ebene der Lombardei mit tiefem Schnee bedeckt waren; auf den Berg- 
abhängen, sowie in Splügen und Rheinwald traf man oft geringere Kälte, 
als in den zu beiden Seiten des Gebirgs liegenden Umgebungen von Chur 
(1780 F.), Cleven und Bellenz, Auch anf der Hochebene des Oberen- 
gadins (5470 F.) war in der ersten Hälfte Decembers noch keine Schlitten- 
bahn. Im letzten Drittel Januars fielen auf der südlichen Seite des Gott- 
hards grosse Schneemassen, welche sich über ganz Oberitalien verbrei- 
teten, besonders stark fielen sie in den Seealpen und den Graiischen, 
auf dem Mont Cenis erfolgten gewaltige Lawinenstürze, in Südfrankreich 
und Neapel herrschten Regengüsse, ebenso in Algerien. Am 4. Febr. 
war der Vesuv zum erstenmal in. Schnee gehüllt, am 8, lag Schnee auf 
allen umliegenden Bergen. 
In Deutschland waren von Mitte Januars an ungeheure Schneemassen 
gefallen, nachdem in der ersten Hälfte im Ganzen milde Temperatur ge- 
herrscht hatte; sie wiederholten sich im Februar, zu Frankfurt hatte man 
am 8. Febr. —12,0°R. Am10.war die ganze Gegend von Florenz mit Schnee 
bedeckt. In Frankreich lagen im ersten Drittel des Februars in den Vo- 
gesen und der Auvergne ungeheure Schneemassen, bei Clermont, Bor- 
deaux, Toulouse, Pau, Bayonne lag er fusshoch, noch tiefer auf den 
Pyrenäen und weithin nach Spanien. Dagegen war der Winter in Nord- 
frankreich weniger hart, der Schnee lag blos im Ardenner Walde fuss- 
hoch. Auch in den Karpathen, sowie den Gebirgsgegenden Deutsch- 
lands fielen in dieser Zeit neue Schneemassen, namentlich am 14. u. 17. 
Im hohen Norden erfolgte erst in der zweiten Woche des Februars 
strenge Winterkälte, zu Petersburg hatte man erst seit dem 7. oder 8. 
starke Kälte bis zu — 23° R. Im Norden der skandinavischen Halbinsel 
war vom Anfang Novembers bis Ende Jantars, mit Ausnahme weniger 
Sturmtage, der Himmel stets rein und heiter gewesen und selbst bei 
schwachen Nord- und Ostwinden ‘stieg die Kälte nicht unter — 5° C. 
Mit Anfang Februars brachte ein starker SW. viel Schnee, der aber nicht 
liegen blieb. Doch erst zu Ausgang Februars erstreckte sich der strengere 
Winter in den Norden. Der grosse Belt überfror mit dem 22. und der 
Sund seit dem 23. Februar, der kleine Belt lag voll Eis, selbst das Kat- 
tegat bis zum hohen schwedischen Kullen war zugefroren. Auch in 
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