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In neuester Zeit sind zwei Werke von ganz hervorragender
Bedeutung erschienen, wovon das eine sich die Lösung der clima-
tischen Frage in ihrem ganzen Umfang zur Hauptaufgabe macht,
das andere zwar über fossile Pflanzen sich verbreitet, aber eben
damit die wichtigsten Fragen über climatische Verhältnisse in
seinen Bereich zieht.
Sartorius von Waltershausen * spricht in seinem Werke
über die Bedingungen, von denen das Clima eines Ortes abhängt,
sich so aus: (S. 111)
1. von der Meereshöhe,
2. von seiner geographischen Lage,
3. von der Art der Vertheilung von Land und Meer auf
der Erdoberfläche,
4. von dem Feuchtigkeitszustande, der Wolkenbildung und
von der Grösse der atmosphärischen Niederschläge,
5. von den Strömungen der Luft und denen des Meeres,
6. von der innern Erdwärme. —
Er nimmt das Seeclima der Erde in der Gegenwart als
Ausgangspunkt und berechnet, unter vorsichtiger Berücksich-
tigung der eben angeführten Factoren, die jeweiligen Climate
der verschiedenen Erdperioden ** auf Grundlage von Fouriers
Wärmetheorie.
Auf einen wesentlich verschiedenen Standpunkt stellt sich
Professor Dr. Heer in seiner Polarflora. ** Er beobachtet
sozusagen direct das Clima der verschiedenen Erdperioden, haupt-
sächlich der Tertiärzeit auf der wichtigsten climatischen Station,
in den arctischen Ländern, in der Weise, dass er die dortigen
fossilen Pflanzen und Thiere zu Rathe zieht unter fortwährender
Vergleichung mit der Quartärzeit und besonders der Gegenwart.
Der Schwerpunkt der Frage liegt in dem Clima der Tertiär-
zeit. Diese Formation ist hinlänglich untersucht und die climati-
* Untersuchungen über die Climate der Gegenwart und der Vor-
welt mit besonderer Berücksichtigung der Gletschererscheinungen in
der Diluvialzeit. Haarlem 1865,
+) ec. p. 156.
*** Flora fossilis arctica I. Zürich 1868; II. Winterthur 1871,
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