Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 32, 1876)

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Gebirgen beobachteten Thatsachen durch die Wirkung der lang- 
samen und continuirlichen Ursachen zu erklären, welche wir jetzt 
auf der Erdoberfläche in Thätigkeit sehen.“ 
In diesem Ausspruche ist die Lehre von den geologischen 
Katastrophen manifestirt. Ueber die allgemeine Ursache, welche 
die Aufrichtung der Gebirge bewirkt hat, ist er in vollkommener 
Uebereinstimmung mit Alex. v. Humboldt und schreibt sie tref- 
fend dem Einflusse zu, den das noch geschmolzene Innere unseres 
Planeten in den verschiedenen Stadien seiner Erkaltung auf seine 
äussere Hülle ausübt. Dieser allgemeinen Fassung der hypo- 
thetischen Ursache der Gebirgsbildung werden auch die meisten 
Geologen der Gegenwart beistimmen, dagegen gibt uns E. d. 
Beaumont noch eine specielle Erklärungsweise des Vorgangs der 
Hebung der Gebirge, welche heute mehr oder weniger ver- 
lassen ist. E. d. Beaumont überträgt die in seinen Augen „un- 
gemein glückliche“ Weise, auf welche Leopold von Buch aus 
der Annahme einer Wölbung des Bodens die Bildung der Spal- 
tungsthäler herleitet, auf die Bildung der Bergketten. Er geht 
davon aus, dass die Säkular-Erkaltung unseres Planeten ein Ele- 
ment. darbietet, auf welches sich die ausserordentlichen Vorgänge 
der Gebirgsbildung beziehen lassen. „In einer gegebenen Zeit“, 
schreibt er in dem oben erwähnten Briefe Seite 55, „vermindert 
sich die Temperatur des Inneren unseres Planeten weit beträchtlicher, 
als die seiner Oberfläche, deren Erkältung gegenwärtig fast un- 
merklich ist. Die natürlichsten Analogien führen auf den Ge- 
danken, dass die Hülle dieses Weltkörpers, ungeachtet der fast 
vollkommenen Beständigkeit seiner Temperatur durch die Un- 
gleichheit der in Rede stehenden Erkaltung in die Nothwendig- 
keit versetzt werden muss, unaufhörlich ihre Capacität zu ver- 
ringern, damit sie nicht aufhöre, sich genau an die inneren 
Massen anzuschliessen, deren Temperatur merklich abnimmt.“ 
Diese Verringerung der Capacität der starren Kruste, indem 
letztere mit den sich zusammenziehenden innern Massen in steter 
Berührung bleibt, liefert nach E. d. Beaumont eine vollständige 
Erklärung von der plötzlichen Bildung der Runzeln und ver- 
schiedenartigen Knorren, welche auf der äussern Erdkruste von
	        

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