Ucher die zur Unterscheidung der Vogeleier dienenden
Merkmale,
Von Baron Richard König-Warthausen.
Aus der Thatsache, dass die verschiedenen Thierspecies auch
Specie zu unterscheiden sein müssen, ergiebt sich als logische
Consequenz für die Classe der Vögel, dass auch die Eier spe-
cielle Kennzeichen an sich tragen müssen, insoferne sie ja ein
den Keim der Species in sich einschliessendes Product eben der
Species sind.
Da die Entwicklungsstufe auf welcher das Ei steht, eine
niederere ist als diejenige seiner Erzeuger, so sind selbstver-
ständlich die Art-Merkmale hier auch minder augenfällig und
schwerer, oft nur durch langes Studium, festzustellen. Häufig
genügt freilich der erste Blick, wie ja für die Praxis autoptische
Uebung stets die Hauptsache ist,
Wissenschaftlich theoretische Anhaltspuncte gewähren die
Grösse, die Gestalt, die Färbung (a. Grundfarbe, b. Zeich-
nung), das Gewicht der entleerten Schale — welches überdiess
noch mit dem Gewichte ‘des intacten, frischen Eis verglichen
werden kann — und endlich die Textur*) der letzteren.
Bei der Bestimmung von Vogeleiern sollen diese fünf Mo-
mente zusammenwirken. Einige sind von besonderem, andere von
mehr untergeordnetem Werth, manchmal bedarf man mehr des
*) Ich habe statt der von mir früher gebrauchten Bezeichnung
»Structur« hier die Thienemann’sche adoptirt.