Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 32, 1876)

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den ersten Nestern gefundenen Eier röthlichgrundig mit braun- 
violetter Marmorirung waren, gieng Hoffmannsegg von der Voraus- 
setzung aus, sie seien stets so, wie ja z. B. auch bei unserem 
gemeinen Goldammer röthliche Töne vorherrschen. Im nächst- 
folgenden Jahr sandte derselbe ein Gelege Eier als die muth- 
masslichen eines anderen seltenen Ammers, die auf blaugrün- 
lichem Grund grünbraun und blaugrau gezeichnet sind, in allem 
Anderen aber durchaus mit jenen rothen übereinstimmen. Nach- 
dem ich eben damals durch eine Reihe anderer Fälle *) Wechsel- 
beziehungen zwischen Cyanismus, Erythrismus und einer zwischen- 
liegenden Normalfärbung gefunden hatte, war meine sofortige 
Überzeugung, dass hier die Färbungsextreme ein und derselben 
Art vorliegen und dass bräunliche Eier als Mittelglied gleich- 
falls existiren müssen. Thienemann, der bei vorgerücktem Alter 
sich in neue Ideen nur schwer fand, wollte überhaupt nichts 
von einem regelmässig wiederkehrenden Erythrismus **) wissen 
und belächelte meine Phantasie. Später erst (1861) fand ich 
bei Freund Hoffmannsegg zufälliger Weise 2 hellbräunlichgrundige, 
dunklergezeichnete Eier, die der gewissenhafte Sammler nicht 
abgegeben hatte, weil er über ihren Urheber nicht im Klaren 
war; auf den ersten Blick erkannte ich in ihnen die gesuchte 
*) Besonders schöne Exempel liefert z. B. der Wasserpieper, 
Anthus aquaticus Bechst. (Alauda spinoletta 1.) 
**) Er hat sein Leben lang ein erythritisches Ei seiner Sammlung, 
das nachgewiesenermaassen Salicaria phragmitis Selb. angehört, zu 
S. locustella Selb. (Penn.) gezogen und cyanitische Kiebitzeier für solche 
vom Strandreuter (Hypsibates himantopus Nitzch.) gehalten. Die 
rothen Möven aus Labrador, welche Bädeker, in einen andern Fehler 
verfallend, fälschlich als diejenigen von Larus borealis Brdt. und zwar 
als die einzig normalen abbildet, hat Thienemann allerdings nur als 
eine Spielart erkannt und zu L. Zeucopterus Fab, gezogen, allein er 
war geneigt, diese Abweichung »einer auffallenden Wirkung des nor- 
dischen Climas« zuzuschreiben. Jene rothe Färbung kommt dort aber 
noch häufiger auch bei L. glaucus Brünn. vor, ich besitze auch ein rothes 
Silbermöyenei (L. argentatus Brünn) aus Norwegen und ein anderes 
von Sylt zeigt wenigstens einen Uebergang; hieraus dürfte hervorgehen, 
dass auch hier gewisse Beziehungen zu jenen prächtigen Cyaniten 
stattfinden, die bei all unseren Möven gar nicht so selten vorkommen. 
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