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den ersten Nestern gefundenen Eier röthlichgrundig mit braun-
violetter Marmorirung waren, gieng Hoffmannsegg von der Voraus-
setzung aus, sie seien stets so, wie ja z. B. auch bei unserem
gemeinen Goldammer röthliche Töne vorherrschen. Im nächst-
folgenden Jahr sandte derselbe ein Gelege Eier als die muth-
masslichen eines anderen seltenen Ammers, die auf blaugrün-
lichem Grund grünbraun und blaugrau gezeichnet sind, in allem
Anderen aber durchaus mit jenen rothen übereinstimmen. Nach-
dem ich eben damals durch eine Reihe anderer Fälle *) Wechsel-
beziehungen zwischen Cyanismus, Erythrismus und einer zwischen-
liegenden Normalfärbung gefunden hatte, war meine sofortige
Überzeugung, dass hier die Färbungsextreme ein und derselben
Art vorliegen und dass bräunliche Eier als Mittelglied gleich-
falls existiren müssen. Thienemann, der bei vorgerücktem Alter
sich in neue Ideen nur schwer fand, wollte überhaupt nichts
von einem regelmässig wiederkehrenden Erythrismus **) wissen
und belächelte meine Phantasie. Später erst (1861) fand ich
bei Freund Hoffmannsegg zufälliger Weise 2 hellbräunlichgrundige,
dunklergezeichnete Eier, die der gewissenhafte Sammler nicht
abgegeben hatte, weil er über ihren Urheber nicht im Klaren
war; auf den ersten Blick erkannte ich in ihnen die gesuchte
*) Besonders schöne Exempel liefert z. B. der Wasserpieper,
Anthus aquaticus Bechst. (Alauda spinoletta 1.)
**) Er hat sein Leben lang ein erythritisches Ei seiner Sammlung,
das nachgewiesenermaassen Salicaria phragmitis Selb. angehört, zu
S. locustella Selb. (Penn.) gezogen und cyanitische Kiebitzeier für solche
vom Strandreuter (Hypsibates himantopus Nitzch.) gehalten. Die
rothen Möven aus Labrador, welche Bädeker, in einen andern Fehler
verfallend, fälschlich als diejenigen von Larus borealis Brdt. und zwar
als die einzig normalen abbildet, hat Thienemann allerdings nur als
eine Spielart erkannt und zu L. Zeucopterus Fab, gezogen, allein er
war geneigt, diese Abweichung »einer auffallenden Wirkung des nor-
dischen Climas« zuzuschreiben. Jene rothe Färbung kommt dort aber
noch häufiger auch bei L. glaucus Brünn. vor, ich besitze auch ein rothes
Silbermöyenei (L. argentatus Brünn) aus Norwegen und ein anderes
von Sylt zeigt wenigstens einen Uebergang; hieraus dürfte hervorgehen,
dass auch hier gewisse Beziehungen zu jenen prächtigen Cyaniten
stattfinden, die bei all unseren Möven gar nicht so selten vorkommen.
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