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Ausstellungen, von den Besuchern dankbarst anerkannt, gaben
vor und nach der Versammlung vielfachen Stoff zur Besprechung
und zum Austausch der Ansichten.
Zu den Verhandlungen hatten die städtischen Behörden ihren
schönen und geräumigen Saal des alten schon 1540 erbauten
Rathhauses mit grösster Bereitwilligkeit überlassen. In ihm be-
findet sich noch der mit Biber und Reichsadler verzierte Sessel
von 1700, der vom letzten Reichstadt-Bürgermeister benützt
wurde und in dem heute noch der jeweilige Vorsitzende zu sitzen
die Ehre hat, ferner hängt an der Decke eines Vorplatzes an-
geblich der letze Biber aus dem Biberbach ausgestopft, aber
leider nicht im besten Zustande. Die Theilnahme an der Ver-
sammlung war so gross, dass der Saal ganz angefüllt war, es
hatten sich 80 Mitglieder und viele Einwohner, die sich für die
Bestrebungen des Vereins interessirten, eingefunden.
Um 10 Uhr eröffnete der Vorstand des Oberschwäbischen
Zweigvereins, Freiherr Richard König-Warthausen, die Ver-
sammlung mit folgender Rede:
Meine Herren! Wenn wir von unserer Kreishauptstadt Ulm
absehen, die etwas nahe am Rand der Alb liegt, so ist es heute
das erste Mal, dass seit dem dreissigjährigen Bestehen unseres
Vereins derselbe im eigentlichen Oberschwaben tagt.
Es ist heute auch das erste Mal, dass einem Zweigvereine
die Ehre widerfährt, in seinem engeren Gebiet den Hauptverein
als Gast zu begrüssen.
Sie stehen hier auf deutsch-classischem Boden, auf der Gränz-
scheide zwischen Alt-Vorderrhätien und Vindelicien; was in unse-
rer Nachbarschaft innerhalb des noch jungen Bisthums Rotten-
burg in’s Hochstift Constanz gehörte, das muss zu Rhaetia secunda,
was zur Diöcese Augsburg, zu Vindelicia gerechnet werden; all-
gemein gefasst, könnte man also die Bevölkerung unserer Gegend
in ihrem Kern als eine rhaeto-vindelicische bezeichnen. In Ravens-
burg haben Sie die Welfen-Wiege, Biberach hielt stets treu zum
Reich, die Burg Warthausen war ein Eigenthum des Hohen-
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