Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 33, 1877)

sanfte als wilde oder lärmende Knabe zeigte früh ein empfäng- 
liches Gemüth für das Schöne und Erhabene in der Natur und 
im geistigen Leben, und zu zwei Geistesrichtungen, denen er in 
seinem ganzen Leben stets treu geblieben ist und welche für 
die Entwicklung seines Characters und zum Theil seiner Lebens- 
schicksale bestimmend waren, erhielt er schon als Gymnasiast 
in Stuttgart die Anregung. Die eine Richtung ist die Liebe 
zu der Natur und ihrer Erforschung, wozu’ des Vaters Liebhaberei 
für Zimmerblumen den ersten Anstoss gegeben haben mag; die 
andere ist sein Sinn für Freiheit, Vaterlandsliebe und alle edlen 
Jugendbestrebungen, welche er mit vielen Gesinnungsgenossen 
auf dem Stuttgarter Turnplatz eingesogen und mit der der Jugend 
eigenen Schwärmerei cultivirt hat. War ja doch damals, am 
Ende der zwanziger Jahre, die Turnerei die Pflanzstätte aller 
freisinnigen und patriotischen Bestrebungen, auf welcher so viele 
politische Charactere gross gezogen wurden. Vom Turnplatz aus 
pflegte auch die Burschenschaft ihre neuen Mitglieder anzu- 
werben, und so war es ganz natürlich, als er im Herbst 1830 
die Universität zu Tübingen bezog, .dass er mit vollem Herzen 
dieser Verbindung sich anschloss. Wie er schon auf dem Turn- 
platz. durch den Zauber seiner persönlichen Liebenswürdigkeit 
der allgemeine Liebling gewesen war, so war er es auch in den 
Studentenkreisen, denen er angehörte. Verträglich, sanft und 
eher still, als lärmend, eher bescheiden und schüchtern, als vor- 
laut, war er doch von heiterem, lustigen Sinn, von hoher Em- 
pfänglichkeit für die Freuden und die geistig und gemüthlich an- 
regenden Seiten des Studentenlebens, und daneben wusste er mit 
Festigkeit und Tact seine und seiner Verbindung Ehre aufs 
nachdrücklichste zu verfechten, auch auf dem Fechtboden und auf 
der Mensur. Gleich zu Anfang seiner Studienzeit schloss er 
auch Freundschaften inniger Art, welche er durch den Wandel 
der Lebensschicksale und der geistigen Richtung, wie ihn das 
Alter mit sich bringt, mit einer seltenen Treue und Hingebung 
bis zu seinem Tode festhielt. Es ist eines der beredtesten 
Zeugnisse für seinen Character, dass seine Freunde, ob aus dieser 
frühen Jugendzeit her, oder in reiferem Alter erworben, Alle 
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