Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 33, 1877)

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heim und Ulm, und zwar bis dahin ausschliesslich, später in 
etwas untergeordneter Weise bis zu seinem Tod. 
Als Assessor in Ulm führte ihn sein Beruf sowohl, als sein 
Bedürfniss, durch Excursionen seine botanischen Kenntnisse zu 
vermehren, mit seinem Collegen, dem jetzigen Obertribunalrath 
Wilh. v. Gmelin zusammen, welch’ letzterer ein eifriger Coleop- 
terologe war. Aus diesem Umgange vollzog sich in gegen- 
seitiger Einwirkung eine eigenthümliche Umwandlung der natur- 
wissenschaftlichen Richtung bei beiden Freunden. Steudel fieng 
an, vorzugsweise Käfer, Gmelin Pflanzen zu sammeln. Dabei 
mag nun der Reiz der Neuheit einerseits, andererseits der 
schnellere und reichere Erfolg des Sammeltriebes unter der An- 
leitung eines schon erfahrenen und geübten Practikers das Motiv 
zu der gegenseitigen Bekehrung abgegeben haben. Genug, Steudel 
wuräe Coleopterologe, Gmelin Botaniker, und zwar beide in her- 
vorragender und ausdauernder Weise. 
Die Botanik bildet für sehr viele Entomologen ein vor- 
bereitendes und ausserordentlich förderndes Vorstudium, und es 
ist durchaus nichts Ungewöhnliches, dass tüchtige Entomologen 
aus früheren Freunden der Flora hervorgegangen sind. Ja, solche 
Entomologen, welche die einheimische Pflanzenwelt systematisch 
kennen zu lernen nicht Gelegenheit hatten, stossen auf ihrem 
Wege sowohl beim Sammeln selbst als beim Bestimmen, auf so 
viele Schwierigkeiten, dass sie schon nothgedrungen ihre man- 
gelnden botanischen Kenntnisse späterhin zu ergänzen geZWun- 
gen sind. Nur wer Nahrung und Aufenthalt der Insecten, also 
auch die Pflanzenwelt gründlich kennt, lernt erstere gründlich 
kennen, aufsuchen und bestimmen. Steudel aber war, wie es 
seine ganze geistige Anlage mit sich brachte, keineswegs bei 
der practischen Botanik auf einer laienhaften Halbheit oder 
Oberflächlichkeit stehen geblieben. Der längere Aufenthalt in 
Ulm mit seinem grossen Reichthum an botanischen Seltenheiten 
vermehrte rasch die Zahl der Arten in seinem Herbarium und 
veranlasste ihn, mit andern Sammlern in Tauschverbindung zu 
treten. Auf diese Weise wurde ich, damals ebenfalls eifriger 
Pflanzensammler, Anfangs der 50er Jahre mit meinem 17 Jahre
	        

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