Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 33, 1877)

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Höhle in alter Zeit ein Hyänenhorst, der bald von diesen ge- 
frässigen Bestien, bald von Menschen bewohnt war. Heutzutage 
dient sie Hirten als Zuflucht bei Unwetter und einem Knäuel 
Fledermäuse, der an einer Felsenzacke am Dache der Höhle 
hängt. Der Eingang zur Höhle beträgt 4,5 Meter und war 
einstens durch 3 riesige Felsblöcke geschlossen. Einer der Klötze 
ist weggewälzt worden, 2 derselben stehen noch: Es besteht 
nämlich einige Meter seitlich vom Eingang und etwas höher ein 
2ter Eingang, oder besser gesagt ein Schlupfloch, durch welches 
die Bewohner der Höhle aus- und eingehen konnten, ohne den 
Felsenverschluss am Haupteingang zu öffnen. Lange, lange 
Jahre hielten jedenfalls Menschen hier sich auf im Kampf mit 
der Thierwelt, ohne andere Waffe, als die mit der Feuerstein- 
lamelle zugespitzte Lanze, oder der Holzkeule und dem Todt- 
schläger., Menschen- und Thierreste liegen jetzt freilich bei 
einander im Lehm und zwar ungestört durch spätere Wühlarbeiten 
zwischen Aschenschichten und Kohlenmulm. 
1. Der Mensch. Ausser in alter Zeit zerschmetterten 
Schädeln von 3 Individuen war von menschlichen Skelettresten 
keine Spur zu finden. Wohl erhalten ist ein os frontale, an der 
Naht gebrochen, von 8 Mm. Wandstärke, das einen Dolichoce- 
phalen kleinster Rasse vermuthen lässt... Der Feuersteinmesser 
sind es 270, darunter 150 sehr wohl erhaltene abgespaltene 
Stücke bis zu 12 Cm. lang. Sie sind nach der bekannten Form 
vom Typus der Madelaine (Dupont) geschlagen. Einige sind 
sorgfältig 3kantig zubereitet, von Bajonettform, wie ich ähnliche 
vor Jahren auf den. Feldern bei Spiennes aufgelesen habe. Das 
Feuersteinmaterial entstammt der Nähe, d.h. in einem Umkreis 
von einigen Stunden Entfernung. Ursprünglich jurassisches Gebilde 
liegt der Feuerstein auf secundärer Lagerstätte in tertiären 
(Bohnerz-) Thonen, welche sie färben. Von sonst eingeschleppten 
Steinen erwähne ich ein faustgrosses Geschiebe aus dem Jura, 
wie solche auch im Hohlefels lagen. In eine Haut eingenäht, 
sind das vortreffliche Todtschläger. Ein grosses Stück Quarzit- 
sandstein mag als Mühlstein oder Schleifstein gedient haben. 
Ausserdem fanden sich 2 Stücke von Belemniten, das eine aus
	        
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