Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 33, 1877)

Aber freilich die Wissenschaft nennt sich Wirthschafts- 
lehre. Gewiss konnte kein Name weniger die Sache bezeichnen 
als eben dieser und ich bekenne, dass ich von jeher einen Ab- 
schen empfand, wenn die heilige Arbeit mit diesem Namen 
belegt wurde. Wirthschaftslehre erinnert an das Allerunwirth- 
schaftlichste, an die „Wirthschaften“. Viel besser ist der eng- 
lisch-französische Name: Nationalöconomie: „Haushaltungslehre“. 
Wenn wir aber einen deutschen Namen dafür suchen, so ist es 
einzig und allein das Wort: Arbeitswissenschaft oder 
Wissenschaft der Arbeit. Denn die Nationalöconomie handelt 
von Anfang bis zu Ende eben von nichts anderem als der 
menschlichen Arbeit und ihren Wechselbeziehungen. 
Sobald wir die Volkswirthschaftslehre oder Nationalöconomie 
aber Lehre von der Arbeit nennen, so gibt schon der Name 
klar, dass diese Wissenschaft keine andere Grundlage haben 
kann, als eben das Gesetz der Kraft, der Bewegung, das grosse 
Gesetz des mechanischen Aequivalents der Wärme. Denn Ar- 
beit, auch die menschliche, ist Bewegung — Bewegung ist 
Wärme. Es hat die „Volkswirthschaftslehre« allerdings 
nicht die Gesetze der Ernährung, die Gesetze der Stoffe, des 
Stoffwechsels selbst zu erörtern — diess ist Aufgabe der 
Chemie, der Physiologie. Die „Volkswirthschaftslehre“ erörtert 
blos den Werth der Arbeit, ihre Werthschätzung, und erklärt 
hieraus die Erscheinungen des Markts. Die Arbeit ist der Na- 
turprocess, dessen gesellschaftliche Beziehungen „Volkswirth- 
schaftslehre“ genannt werden. Der Grundbegriff, welcher für 
die „Volkswirthschaftslehre“ aus der Arbeit abgeleitet wird, ist 
der des Werths. Werthschaffung, Werthverbrauch, Werthtausch 
sind die drei Hauptabschnitte, in welche sich die Wissenschaft 
der Nationalöconomie theilt. 
Es ist in der Wissenschaft darüber kein Streit, dass der 
Werth einer Sache nur die auf diesselbe verwendete menschliche 
Arbeit ausdrücken soll. Der Preis ist die Zahl von Werths- 
ijenheiten welche gegeben werden, um den Willen des Eigen- 
thümers zum Verzicht auf die Sache, auf den Besitz und 
die Benützung der in der Sache verkörperten Arbeit zu bewegen. 
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