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Höhle hat keinerlei Aussicht, Material für prähistorische For-
schung zu bieten, auch konnte in geologischsr Hinsicht his jetzt
nur wenig Neues durch die angestellte Untersuchung constatirt
werden. Dennoch erlaube ich mir Ihre Geduld auf einige Augen-
blicke in Anspruch zu nehmen für einen kurzen Bericht über
meine Expedition in eine Muschelkalkhöhle, deren eigenthümliche
Verhältnisse immerhin einige ganz neue Gesichtspunkte für die
Naturforschung bieten dürften.
Wenn wir von Nagold aus gegen Ost-Süd-Ost die Land-
strasse, welche nach Mötzingen führt, hinansteigen, betreten wir
nach kaum %34stündigem Marsch das Gäu und haben auf diesem
Gang sämmtliche in Schwaben aufgeschlossene Glieder der Muschel-
kalkformation in kurzer Zeit durchschritten. Während im Nagold-
thal, insbesondere am Fuss des botanisch wie geognostisch so
interessanten Schlossbergs, der sich wie ein Gränzposten für den
Schwarzwald unmittelbar an der Formationsgränze des Bunt-
sandsteins erhebt, die obersten Gränzen des Buntsandsteingebiets
so herrlich aufgeschlossen sind (indem die Wellenschläge im
Buntsandstein, Wellendolomit, Wellenthon und Wellenkalk so
klar hervortreten), befinden wir uns auf der Höhe bei Mötzingen
bereits im Gebiet der Lettenkohle, und hinter uns liegen, theils
hart an der Strasse, theils in mässiger Entfernung, wohl auf-
geschlossen sämmtliche Zwischenglieder der Formation. Hier auf
einer Höhe von 570 M. eröffnet sich vor dem Auge gegen
Osten und Süden ein überraschend schönes Panorama der Alb-
kette vom Hohenstaufen bis zu den Lochen, dem sich gegen
Nordost die Keuperhöhen des Schönbuch und die Tübinger Berge
anschliessen, während gegen Westen hin die dunklen Schwarz-
waldhöhen und Thäler, wie aus der Vogelperspective gesehen,
den Horizont. begränzen, und durch ihre in physikalischer wie
in landschaftlicher Hinsicht so gewaltig contrastirende Erschei-
nung wesentlich dazu beitragen, die hier dem Auge sich dar-
bietende Aussicht zu einer überaus interessanten zu gestalten.
Auf dieser Hochfläche breitet sich die Lettenkohle besonders
zwischen Mötzingen, Oberjettingen, Thailfingen, Kuppingen und
Gärtringen als ein das Terrain ebnendes Element sehr charak-
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