aber seiner flüchtigen Bestandtheile soweit beraubt wurde, dass
der Rückstand noch Mildigkeit genug behielt, um zum Fest-
kitten von Werkzeugen nicht zu spröde zu sein.
Ob die Pfahlbaubewohner das Einkochen ihres Birken-
rindentheers blos behufs Gewinnung des Asphaltrückstands be-
trieben, oder ob sie die leichten flüchtigen Oele zu andern tech-
nischen oder medicinischen Zwecken auch auffingen, bleibt vorerst
als zweifelhaft dahingestellt. Ihre unglasirten Thongeschirre
waren jedenfalls wenig geeignet zur Aufbewahrung von recti-
ficirtem Oleum rusci,
Wie oben angegeben, ist der letzte Rückstand, den Asphalt
bei fortgesetztem und gesteigertem Erhitzen ergibt, eine cokes-
artig glänzende poröse Masse, welche, wie es scheint, die Pfahl-
baubewohner durch ihren halbmetallischen Glanz einlud, sie
zu Verschönerung der Oberfläche ihrer Thongeschirre zu benützen,
zu welchen Zweck sie diese Masse pulverisirten und mit dem
Wiesenkalk ihrer Sümpfe als Bindemittel zusammenrieben. Diese
Vermuthung wurde wenigstens durch die mikroskopische und
chemische Untersuchung des Inhalts des Kölbchens mit dem
„graphitähnlichen Körper“ in mir hervorgerufen.
Fassen wir das Vorgetragene zusammen, so scheint un-
zweifelhaft:
1) dass der Asphalt der Schussenrieder Pfahlbauten Birken-
theerasphalt ist;
2) dass die Pfahlbaubewohner ihren Birkentheer selbst er-
zeugten wird durch die „Mengen aufgerollter Birken-
rinde“, welche in den Pfahlbauten aufgefunden wurden,
sehr nahe gelegt;
3) der in den Pfahlbauten gefundene Körper „der äusserlich
dem Graphit vollständig ähnelt“, ist von den Pfahlbau-
bewohnern selbst künstlich erzeugt; er musste bei dem
wiederholten Aufwärmen des Theers oder Asphalts als
letzter Rückstand verbleiben.
Wir haben also in den genannten Gegenständen die ersten
Spuren vorhistorischer chemischer Thätigkeit in Schwaben.
mx
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