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sprechen, zu der Pfahlbau-Papeterie war die Birkenrinde gewiss
ebenso häufig in Anwendung, wie in den Häusern der russischen
ländlichen Bevölkerung, In allen Fällen aber, wo die Birken-
rinde für derartige Zwecke verwendet wird, hält man sie nicht
im Vorrath, sondern man nimmt sie frisch vom Baum und be-
nützt ihre einladende Geschmeidigkeit und Biegsamkeit. Nur
für Theergewinnung wird sie in Rollen oder Päcke gebunden
und getrocknet. Sie bildet in diesem Zustand einen stehenden
Handelsartikel (berest) und einen nicht unbedeutenden Theil
des Ertrags mancher Waldungen in Russland. Die Rinde
wird dort auf den lebenden Bäumen verkauft, von denen dann
aus Veranlassung der Abnahme der äusseren Rinde etwa !/4
abstirbt.
Durch einen Schwelprocess, der vor Zeiten in mit Erde ge-
deckten Haufen, ähnlich unsern Kohlenmeilern, neuerlich aber
in geschlossenen blechernen Gefässen vorgenommen wird, ge-
gewinnen die Russen den Birkentheer, dieses Material, dessen
Geruch man in Russland überall wahrnimmt; denn sämmtliches
Lederwerk riecht darnach: Sattel und Zaum und alles was damit
in Berührung kommt, Koffer und alle Kleider nehmen mehr oder
weniger von dem angenehmen Juchtengeruch an, der ganz Russ-
land parfümirt.
Dieser charakteristische Geruch unterscheidet aber den
Birkentheer von allen aus andern Holzarten gewonnenen Theer-
arten, am meisten jedoch von dem natürlichen oder künstlichen
Mineraltheer. Alle Theerarten haben aber die Eigenschaft
mit einander gemein beim Erhitzen die Kohlenwasserstoffe , aus
denen sie bestehen, nach der Höhe der Kochpunkte derselben
abzugeben, dabei immer dickflüssiger zu werden, bis sie selbst
die Eigenschaft verlieren, bei gewöhnlicher Temperatur flüssig
zu sein. So eingedickter Theer aus irgend einer organischen
Substanz erstarrt beim Erkalten zu einer schwarzen Siegellack
ähnlichen Masse: Asphalt auch Schwarzpech genannt.
Der Name Asphalt (Gummi-Asphalt) kam ursprünglich nur
dem natürlichen Asphalt vom schwarzen Meere und andern
Württemb, naturw. Jahreshefte. 1878