Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 38, 1882)

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Vorkommnisse gespannt war, so musste mich die Erscheinung so 
constanter Richtung des Fluges von Insekten zu genauer Ver- 
folgung veranlassen, wennschon dieselbe für's Erste nur sehr 
wenig auffallend war. 
Zunächst waren nämlich die Insekten so wenig zahlreich, 
dass ich es lediglich ihrem niederen Fluge — sie flogen meist 
kaum *J3 Meter und noch weniger hoch über der Erde — und 
dem Umstande, dass dieser Flug quer über die helle Strasse 
ging, zu verdanken hatte, wenn ich jetzt schon auf sie auf- 
merksam wurde. 
Bald gesellte sich zu den Fliegen eine kleine Libelle (Li- 
bellala scotica), meist etwas höher als jene ziehend, und indem 
ich das etwa 10 Minuten breite Thal auf der Strasse hin und 
her durchmass, fand ich, dass sich die Wanderung in der ganzen 
Breite desselben überall in gleicher Weise erstreckte. 
Mehr und mehr aber hatte inzwischen die Zahl der Indi- 
viduen aller drei Arten von wandernden Insekten zugenommen. 
Gegen 10 Uhr war dieselbe so gross, dass man vielleicht hundert 
und mehr Insekten in der Minute an einer und derselben Stelle 
an sich vorbeifliegen sehen konnte. Bunt durch einander folgten 
sich Fliegen und Libellen, wie durch geheime Zauberkraft ge- 
trieben, schnurgerade nach derselben Richtung ziehend, so schnell 
und so unaufhaltsam, dass es schwierig war, einzelne der Fliegen, 
noch schwieriger Libellen mit dem Netze zu erhaschen. Ja von 
den letzteren bekam ich trotz langer Anstrengung keine einzige 
und ich verdanke diejenigen, auf welche sich mein genauerer 
Augenschein gründen konnte, zwei Knaben, welche unermüdlicher 
als ich selbst auf meine Veranlassung der Jagd oblagen. Nur 
auf einen kürzesten Augenblick setzte sich eine oder die andere 
der Libellen zuweilen auf die angrenzende Wiese, wo sie jedoch 
nach dem Niedersitzen schwer sichtbar war. — Eher ruhten die 
Melithreptus oder auch die Eristalis einen Augenblick auf der 
Strasse, so dass ich sie mit dem Netze überklappen konnte. 
Es schien an dem Tage klare Sonne und es wehte ein 
ziemlich scharfer West-Süd-Westwind, welchem die Thiere somit 
direkt entgegenflogen. 
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