Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 39, 1883)

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mit niederem Gesträuch bewachsen war, jetzt aber Hochwald ist 
und darum keine Kreuzottern mehr beherbergt, denn im‘ Hoch- 
wald kommen sie. nicht vor, weil sie in.der Nähe ihrer Wohn- 
ung Plätze haben müssen, wo sie sich sonnen können und wo 
sie 'genügende Nahrung haben, welche meist. aus Feldmäusen 
besteht. 
Der Standort der nun heuer.um. Urach gefundenen Kreuz- 
ottern war in viel grösserer Nähe der Stadt, als. der oben 
angegebene. Der hiesige Schullehrer Herr Schmid, der mit 
Kreuzottern von früher her genau bekannt ist, nämlich von seinem 
Aufenthalt in einer Gegend, wo sie sehr häufig sind (Alb bei 
Schopfloch, OA. Kirchheim), fand im vorigen Sommer ein Paar 
in einem Steinbruch hart an der frequenten Ulmer Staige und 
eine an einem Steinhaufen an der Strasse nach Seeburg, je 
3/, Stunden von Urach. . Von jenem Paar hat er ein Stück er- 
legt und in Spiritus aufbewahrt, die anderen zu fangen ist ihm 
jedoch nicht gelungen. 
Eine bestimmte Erklärung des häufigen Vorkommens 
der Kreuzotter im J. 1882 gibt Herr Schullehrer Koch in Au- 
ingen, Verfasser des namentlich durch die schönen kolorirten 
Abbildungen ausgezeichneten Buchs „Die Schlangen Württem- 
bergs, Stuttgart bei Metzler. 1862,“ Derselbe schrieb mir kürz- 
lich: „Nach allen seit 40 Jahren gemachten Erfahrungen habe 
ich die Kreuzotter stets nur vor einem Regen oder, und ganz 
besonders nach tüchtigem Regenwetter oder nach einem starken 
Gewitterregen, der den Boden bis auf 1‘ Tiefe und mehr durch- 
feuchtet hatte, gefunden und nie vergebens gesucht, während ich 
bei trockener oder gar heisser Witterung monatelang vergebens 
gesucht habe. Im Jahre 1881 habe ich ein einzeln stehendes 
Wäldchen mitten in angebautem Feld wohl zehnmal abgesucht und 
nicht ein Thier gefunden, während ich heuer an derselben Wald- 
fraufe in einer halben Stunde 6 Stück gefangen habe. Die 
Kreuzotter will wie andere Reptilien feuchtwarme Witterung; 
und nun kamen heuer diese Thiere, da der Boden und ihr Ver- 
steck nie trocken wurden, natürlich öfter zu Tag, um ihren kalten 
Leib den wärmenden Strahlen der Sonne, wenn auch gar oft
	        

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