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ersten Gruppe und der in der Fortsetzung des Leuckart’schen
Werkes abzuhandelnden Familie der Bothriocephaliden. Bei der
Erwähnung der Taenia cucumerina möge hier angeführt werden,
dass der Jugendzustand dieses bei Hunden und Katzen sehr
häufigen, beim Menschen nur selten und besonders bei Kindern
vorkommenden (Dr. Salzmann hat im Jahrgang 1861 unserer
Jahreshefte einen solchen Fall beschrieben) Bandwurmes in der
Hundslaus, Trichodectes canis, in den letzten Jahren entdeckt
wurde. Die Capitel des Leuckart’schen Werkes über Anatomie,
Physiologie und Entwicklungsgeschichte der Bandwürmer sind
mit der Ausführlichkeit einer Monographie geschrieben und ent-
halten alles bisher bekannt gewordene nach den Forschungen
des Verfassers selbst und Vieler, die in diesem Gebiete sich
Verdienste erworben haben, wie Küchenmeister, Siebold, Rudolphi,
van Beneden, Wagener, Göze, unser Landsmann Weinland und
Andere mehr. Da die Methoden der anatomischen Präparation
seit dem Erscheinen der ersten Auflage des Buches wesentliche
Verbesserungen erfahren haben, so ist die beträchtliche Er-
weiterung des Materials über die hiedurch gewonnenen Resultate
sehr erklärlich. Für den Arzt und den Laien haben die Capitel
über die medieinische Bedeutung der Bandwürmer und ihrer
Finnen, über Ansteckung, Ausbreitung, Vorkommen und Sitz der-
selben, über Symptome der Erkrankung beim Menschen besonderes
Interesse. Auch für den Thierarzt und Landwirth ist viel Wich-
tiges darin enthalten, indem die Jugendzustände der Cestoden
meist in unseren Hausthieren leben, und besonders schädliche
Bandwurmarten, wie der Coenurus unserer Lämmer (Ursache der
Drehkrankheit) ebenfalls abgehandelt sind. Es würde zu weit
führen, weitere Einzelheiten aus dem reichen Inhalt des Buches
herauszugreifen, und es möge zum Schluss das genussreiche
Studium desselben den Freunden wissenschaftlicher Zoologie so-
wie den Aerzten und Studirenden der Medicin angelegentlich
empfohlen sein.
Stuttgart, im Februar 1883,
Dr. W. Steudel.