Nekrolog
des Dr. Gotthilf Werner,
Prof. am K. Realgymnasium in Stuttgart.
Von Prof. Leuze.
Sonst ist es wohl das Erlöschen eines arbeitsvollen, aber
auch ruhmgekrönten in sich abgeschlossenen Lebens, welches dem
trauernden Freunde die Pflicht einer Lebensbeschreibung auf-
erlegt, hier gilt es, Worte der Erinnerung zu widmen einem
früh Vollendeten, dem nur anderthalb Jahrzehnte produktiver
Arbeit zu Gebote standen. Und doch hat diese Arbeit den
Namen Gotthilf Werner’s in weiteren fachmännischen Kreisen
bekannt gemacht, auch geschah sie oft und viel im Dienste
unseres vaterländischen Vereins, darum soll dieser Jahrgang
unserer Vereinshefte nicht in die Oeffentlichkeit treten, ohne
von dem Oopferbereiten Mitgliede unseres Vereins Zeugniss abzu-
legen, das nur zu früh aus demselben scheiden sollte.
Werner wurde geboren 4. Nov. 1839 zu Effringen als Sohn
des pastor loci und so wurde auch dem Pfarrerssöhnlein zunächst
der bekannte Bildungsgang der württembergischen Theologen in
Aussicht gestellt. Durch die enge Pforte des Landexamens gieng
er als hospes ein in das Seminar zu Urach 1854, Indess stellte
sich schon nach 3%, Jahren hei dem eben vom Nervenfieber Ge-
nesenden der Anfang einer Rückgratsverkrümmung ein; der
künftige Theologe siedelte daher nach Stuttgart über, um neben
den Gymnasialstudien sich einer orthopädischen Kur zu unter-
ziehen. Der Erfolg blieb indess aus und der gekrümmte Brust-