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korb sollte mit der Zeit den Geologen nicht nur zu Exkursionen
untauglich machen, sondern barg den Keim des Todes in sich.
In Stuttgart änderte nämlich der zur Theologie bestimmte Gym-
nasiast seinen Kurs und steuerte auf die Naturwissenschaften
zu. 1856 in das Polytechnikum aufgenommen studirte er bis zum
Jahre 1860 Mathematik und Chemie. Um seine naturwissenschaft-
lichen Studien auf der Hochschule Tübingen fortsetzen zu können,
erstand er die Maturität zum Behuf des Studiums technischer
Fächer. Er trieb in Tübingen in dem Jahre 1860/61 vorzüg-
lich Botanik, Chemie und Mineralogie. Der strebsame Natur-
wissenschäftler hatte indess schon das Lob seiner Lehrer sich
verdient und mit 22 Jahren berief ihn Oberstudienrath Dr. von
Kurr zu seinem Assistenten, in welcher Stellung er mit den
Polytechnikern mineralogische Repetitionen vorzunehmen hatte.
Auf diesem Posten hatte Werner die beste Gelegenheit, sich in
die Mineralogie und Geognosie gründlich zu vertiefen, auch be-
nützte er die Ferien zu Exkursionen, soweit seine Körperconsti-
tution dieselben gestattete, und zu Reisen in die Museen und
naturhistorischen Gärten von London, Paris u. a. Städten. Durch
seine Doctordissertation 1864 (s. u.) erwarb er sich die venia
legendi in Krystallographie und Petrefaktenkunde am Polytech-
nikum, Damit begann denn auch seine literarische Thätigkeit
und es kamen weitere Lehraufträge an den jungen Privatdocenten,
so für ‘Botanik an der Thierarzneischule im Sommer 1865 und
für Mineralogie und Geognosie an einem Kurs der zu natur-
wissenschaftlicher Ausbildung einberufenen Volksschullehrer im
Sommer 1866 und 1867. Indessen war der Altmeister Kurr
immer leidender geworden und so hatte: Werner oft für ihn ein-
zutreten, ja schliesslich °/, Jahre lang die Stelle: des Minera-
logen allein auszufüllen. Da mögen denn wohl in der Seele
des Stellvertreters Hoffnungen in Beziehung auf die Besetzung
des mineralogischen Lehrstuhls aufgestiegen sein, Hoffnungen,
die nicht in Erfüllung giengen. Ostern 1871 eröffnete Prof.
Dr. Eck seine Vorlesungen am hiesigen Polytechnikum und es
war für Werner gut, dass er einstweilen an einer anderen Schule
ziemlich festen Boden gewonnen hatte. Seit 1867 ertheilte er
Jahreshefte.d. Ver. f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1883.