Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 39, 1883)

ferner, dass die Oberseite der unteren in der Entwicklung vor- 
angeht, besonders auch was die Farbe betrifft. 
Als auffallende Thatsache mag nun nach Behandlung der 
Raubvögelzeichnung zunächst hervorgehoben werden, dass sich 
nicht nur bezüglich der Zeichnung, ‘sondern auch bezüglich der 
Farbe eine eigenthümliche Parallele zwischen den Mauereidechsen 
und den Raubvögeln findet: nicht dass die satteren, glänzenderen 
Farben bei beiden zuerst am Männchen auftreten, denn dies gilt 
ja für die Thierwelt überhaupt — es ist speciell ein Grau mit 
blauem Ton, dann ein Graublau,‘ ja ein ausgesprochenes Blau 
und ‚schliesslich sogar ein Schwarz, als solche neue Farbe bei 
den Raubvögeln wie bei den Mauereidechsen zu verzeichnen, 
welche Farbe hier wie dort zuerst beim Männchen und zwar bei 
älteren Männchen als Schmuckfarbe erscheint. 
Es ist wohl gerechtfertigt anzunehmen, dass diese Schmuck- 
farben der Raubvögel, wie das Wallace für die Schmuckfarben 
überhaupt als das Wahrscheinlichste annimmt, gleichfalls Kraft- 
farben seien und zwar solche, welche das Männchen zur Zeit der 
üppigsten Kraftfülle, im kräftigsten Alter entwickelt hat, erhalten 
konnte, weil gleichzeitig seine Vertheidigungs- und Angriffswaffen 
sich ausgebildet hatten und so den Luxus schöner Farben gestat- 
teten, und dass das Männchen. die Farben allmählich auf das 
Weibchen und auf die Art übertrug, dies um so leichter, weil sie 
zur Zeit der höchsten Kraft- und Begattungslust am üppigsten 
sein mussten. 
Andererseits ist vielleicht die Frage zu stellen, ob nicht 
gewisse matte Farben, wie lichtes Grau, wie es bei manchen Raub- 
vögeln phylogenetisch in der Entwicklung begriffen ist oder sich 
entwickelt hat, auf die Folgen des Alters der Art zurück- 
zuführen seien, gleichwie das Alter des Individuums ein 
Verblassen der Farben zu Folge hat — dabei ist nicht aus- 
geschlossen, dass die Wirkung der Fortpflanzung alter Männchen, 
die kräftig und geschickt sind, um jüngere Nebenbuhler zu ver- 
drängen, den Process beschleunigte oder doch den Einfluss der 
kräftigeren Farben des eigentlichen Hochzeitsalters abschwächte. 
Ich berühre diese Frage desshalb, weil man ähnliche Be- 
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