ziehungen in der menschlichen Gesellschaft thatsächlich antrifft:
man begegnet zuweilen Kindern mit auffallend altem Gesichts-
ausdruck und wenn man nachfrägt, so wird man in solchen Fällen
in der Regel erfahren, dass ihre Eltern, oder dass ihr Vater zur
Zeit der Zeugung in sehr hohem Alter stand! Fortgesetzt müsste
dieselbe Ursache eine schon in der Jugend sehr alt aussehende
Menschenrasse allmählich hervorbringen.
Uebrigens hat solche hellere Farbe in Verbindung mit schöner
Zeichnung die Wirkung, den Eindruck der letzteren bedeutend
zu erhöhen, Niemand wird daran zweifeln, dass die Querbinden
unserer Raubvögel eine Zierde sind — geschlechtlich mögen sie
hervorragend beim Männchen auch an der Unterseite der Flügel
wirken, wenn diese, die gewöhnlich verborgen sind, beim Flügel-
schlag oder beim majestätischen Flug zur Entfaltung kommen.
Andererseits lässt sich nicht läugnen, dass die der Querstreifung
vorangehende grobe Fleckenzeichnung gegenüber der Längsspritz-
ung, bezw. Längsstreifung, den Eindruck des Kraftvollen macht
und so einen besonderen Reiz auf das Weibchen ausüben mag,
und endlich ist die Annahme nicht olne Weiteres von der Hand
zu weisen, dass diese Zeichnung als Wirkung kräftigen Säfte-
zuflusses vielleicht auch entstanden oder in ihrer Entstehung
begünstigt worden sei.
Die Uebertragung dieser Auffassung auf die Eidechsen würde
auch bei diesen eine Erklärung für die Entstehung der Flecken-
zeichnung aus der Längsstreifung, abgesehen von Anpassung,
geben und stimmt vollkommen mit den bezüglich ihrer geschil-
derten Thatsachen überein. Deckt sich vollends die Forderung der
Anpassung und der geschlechtlichen Zuchtwahl mit der Wirkung
der constitutionellen Ursachen, so wird die Erklärung der Um-
bildung nichts zu wünschen übrig lassen.
Der Umstand nun aber, dass, wie gesagt, die Tendenz der
Umwandlung der Längsstreifung in Fleckenzeichnung und schliess-
lich in Querstreifung bei den verschiedensten, nicht unmittelbar
verwandten Thiergruppen in gleicher Weise zu‘ Tage tritt, scheint
doch sehr für die Annahme, dass es allgemeine äussere Ver-
hältnisse seien, welche Antheil an dieser Umwandlung haben,
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