Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 39, 1883)

—— f —_. 
speciell für den Einfluss der allmählichen Umänderung der Vege- 
tation in der berührten Weise zu sprechen — gleichviel in wel- 
chem Maasse diesem Einfluss durch geschlechtliche Zuchtwahl 
und durch constitutionelle Wirkung die Arbeit erleichtert wurde. 
Werfen wir nun einen Blick auf die Zeichnung der 
Säugethiere. 
Auch für die Säugethiere gilt: 
1) dass die Zeichnung überall auf Längsstreifung, Fleckung 
oder Querstreifung zurückzuführen ist; 
2) dass die Längsstreifung die älteste Form der Zeichnung 
ist, dass aus ihr die Fleckenzeichnung und aus dieser die Quer- 
streifung hervorgeht und dass zuletzt, also als jüngste Errungen- 
schaft, die Zeichnung häufig schwindet, Einfarbigkeit auftritt; 
3) ist zu schliessen, dass auch die Säugethierfauna ursprünglich 
eine längsgestreifte war, dass erst später gefleckte, dann ge- 
tigerte Formen derselben erschienen sind: denn auch in ihr zeigt 
sich vielfach im Laufe der individuellen Entwicklung ein suc- 
cessives Auftreten der verschiedenen Zeichnungstypen und zwar 
stets in der Weise, dass in der frühesten Jugend Längsstreifung, 
dann Fleckung, dann Tigerzeichnung und eventuell zuletzt Ein- 
farbigkeit erscheint. Häufig treten nur noch vorübergehend An- 
deutungen der früheren Typen auf — der letzte ist oft verloren 
gegangen, zuweilen fällt auch der mittlere aus, häufig fehlen 
sie alle. 
4) Dafür dass, wie dies bei den übrigen genannten Thieren 
der Fall, die Männchen zuerst die neue Zeichnungsform angenom- 
men und der Rasse aufgepfropft haben (Gesetz der männlichen 
Präponderanz) und dass die Weibchen länger als sie die ältere 
beibehalten, habe ich für die Säugethiere aus Mangel an Mate- 
rial nicht in demselben Maasse wie dort zahlreiche lautredende 
Thatsachen auffinden können, aber immerhin einzelne, welche 
auch für sie die Herrschaft jener Gesetze erweisen dürften. 
5) Auch das Gesetz der postero-anterioren Entwicklung 
lässt sich nicht so sicher wie dort nachweisen; indessen ist That- 
8
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.