Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 39, 1883)

601 — 
sache, dass auch bei den Säugethieren die Längsstreifung am 
häufigsten und am längsten am vorderen Theil des Körpers (am 
Kopfe) sich erhält. Auf der anderen Seite zeigt sich, wie bei 
Reptilien, so auch bei Säugethieren eine infero-superiore Um- 
bildung in der Weise, dass die Längsstreifung in der Mittel- 
rückenlinie (sehr häufig zuletzt noch in einem einzigen Streifen) 
sich erhält, während sie sich je weiter nach abwärts um so mehr 
in Flecke aufgelöst hat oder sogar quergestreift geworden ist. 
Aber auch das Umgekehrte kommt vor. 
6) Wie bei den übrigen Thieren ist auch bei den Säugern 
die Umwandlung der Zeichnung eine durchaus gesetzmässige und 
zwar zerfallen die Längsstreifen zunächst in Flecke und die über 
einander gelegenen Flecke der verschiedenen Reihen fliessen 
schliesslich zu Querstreifen zusammen und bilden so die Tiger- 
zeichnung. 
. 7) Wie bei den übrigen Thieren, so zeigt sich auch bei 
den Säugern, dass selbst nicht der unscheinbarste Fleck am Körper 
ohne genetische bezw. phylogenetische Bedeutung und dass die 
Zähigkeit der Vererbung von Zeichnungsmerkmalen eine ganz 
ausserordentliche ist; und so erweist sich auch hier die Zeichnung 
als äusserst werthvolles Mittel zur Feststellung der Verwandtschaft 
der Formen, bezw. einer wissenschaftlich begründeten Systematik. 
8) Die absolute Gesetzmässigkeit, mit welcher auch bei den 
Säugethieren die Umwandlung der Zeichnung vor sich geht, auf 
die unbedeutendsten, für den Kampf um’s Dasein augenscheinlich 
werthlosen Dinge sich erstreckend, spricht so bestimmt wie bei 
den anderen Thieren auch hier für die Bedeutung der Ent- 
wicklung aus constitutionellen Ursachen, 
Zum Beweis dieser Sätze will ich nun genauer die Zeichnung 
der Raubthiere behandeln. Ich berufe mich dabei auf die 
vor Ihnen ausgebreiteten Abbildungen, welche theils nach Ori- 
ginalen, theils nach Geoffroy St. Hilaire’s und Cuvier’s „Histoire 
naturelle des Mammiferes“ entworfen sind — die letzteren durch- 
gepaust — alle so behandelt, dass stets die correspondirenden 
Zeichnungen (Längslinien, sowie die daraus entstehenden Flecke 
und Querstreifen) mit derselben Farbe angemalt, ausserdem jede
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.