Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 43, 1887)

Lage der Risse kann sogar einigermassen die Tiefe des Herdes er- 
kannt werden. Notizen über die Lage der zerrissenen oder gestürz- 
ten oder dazwischen stehen gebliebenen Mauern, sowie über die Lage 
der Risse in denselben, über die Richtung, in welcher Kamine ge- 
fallen sind ete., sind also stets von besonderem Werte. Zur Stoss- 
richtungsbestimmung dienen ferner Pendeluhren, welche dureh die 
Erschütterung zum Stillstehen gebracht worden sind; es ist dann 
jeweilen die Richtung der Wand (oder der Schwingungsebene des 
Pendels) anzugeben, an welcher die Uhr hängt. Nur ein Stoss, 
welcher mehr oder weniger senkrecht zur Schwingungsebene steht, 
kann ein Pendel derart zum Ausschlagen bringen, dass es stillesteht. 
Umgekehrt kommen die Bilder, Spiegel etc. an den Wänden, welche 
in der Fortpflanzungsrichtung der Erdwelle liegen, oft in Schwingungen. 
Es sollte dann niemals versäumt werden, die Himmelsrichtung der- 
jenigen Wände genau anzugeben, wo die Gemälde ins Schwanken 
geraten sind, und ebenso diejenige von Wänden in der gleichen 
Gegend, wo dies trotz vorhandener Gelegenheit unterblieben ist. 
Noch vortrefflichere Richtungsbestimmungen ergeben sich durch frei 
hängende Gegenstände, wie Lampen, Vogelkäfige etc. Wenn eine 
solche Erscheinung beobachtet wird, sollte sofort die Schwingungs- 
richtung so genau wie möglich notiert oder etwa mit einem Stift 
am Boden, der Decke oder der Wand bezeichnet werden, damit 
später eine genauere Messung mit Kompass und Gradbogen möglich 
wird. Ganz das Gleiche gilt von Flüssigkeiten in Gefässen von rund- 
lichem Umfang, welche in schwankende Bewegung geraten. Die 
Richtungen, zwischen denen die Flüssigkeit hin- und herschwankt, 
sollten genau notiert und berichtet werden. Es ist zu betonen, dass 
die Mitteilung der Stossrichtung, welche der Beobachter selbst. fühlte 
und solche rein mechanisch sich äussernde Richtungen beide auch 
in demjenigen Falle wertvoll bleiben, wo sie sich zu widersprechen 
scheinen. Alle Angaben über mechanische Wirkungen, welche für 
die Stärke oder Schwäche des Stosses bezeichnend sind, und solche, 
welche die Bewegungsart charakterisieren, sind willkommen.“ 
Endlich kann nicht genug hervorgehoben werden, dass auch 
Mitteilungen über das Ausbleiben einer Erschütterung an bestimm- 
ten Orten von ganz besonderem Werte sind, insofern sie einerseits zur 
Erkennung von Erschütterungsungleichheiten innerhalb des überhaupt 
betroffenen Distrikts, welche durch die geognostische Beschaffenheit 
desselben veranlasst werden, andererseits zur schärferen Abgrenzung 
des erschütterten Gebietes den erforderlichen Anhalt gewähren. 
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