Lage der Risse kann sogar einigermassen die Tiefe des Herdes er-
kannt werden. Notizen über die Lage der zerrissenen oder gestürz-
ten oder dazwischen stehen gebliebenen Mauern, sowie über die Lage
der Risse in denselben, über die Richtung, in welcher Kamine ge-
fallen sind ete., sind also stets von besonderem Werte. Zur Stoss-
richtungsbestimmung dienen ferner Pendeluhren, welche dureh die
Erschütterung zum Stillstehen gebracht worden sind; es ist dann
jeweilen die Richtung der Wand (oder der Schwingungsebene des
Pendels) anzugeben, an welcher die Uhr hängt. Nur ein Stoss,
welcher mehr oder weniger senkrecht zur Schwingungsebene steht,
kann ein Pendel derart zum Ausschlagen bringen, dass es stillesteht.
Umgekehrt kommen die Bilder, Spiegel etc. an den Wänden, welche
in der Fortpflanzungsrichtung der Erdwelle liegen, oft in Schwingungen.
Es sollte dann niemals versäumt werden, die Himmelsrichtung der-
jenigen Wände genau anzugeben, wo die Gemälde ins Schwanken
geraten sind, und ebenso diejenige von Wänden in der gleichen
Gegend, wo dies trotz vorhandener Gelegenheit unterblieben ist.
Noch vortrefflichere Richtungsbestimmungen ergeben sich durch frei
hängende Gegenstände, wie Lampen, Vogelkäfige etc. Wenn eine
solche Erscheinung beobachtet wird, sollte sofort die Schwingungs-
richtung so genau wie möglich notiert oder etwa mit einem Stift
am Boden, der Decke oder der Wand bezeichnet werden, damit
später eine genauere Messung mit Kompass und Gradbogen möglich
wird. Ganz das Gleiche gilt von Flüssigkeiten in Gefässen von rund-
lichem Umfang, welche in schwankende Bewegung geraten. Die
Richtungen, zwischen denen die Flüssigkeit hin- und herschwankt,
sollten genau notiert und berichtet werden. Es ist zu betonen, dass
die Mitteilung der Stossrichtung, welche der Beobachter selbst. fühlte
und solche rein mechanisch sich äussernde Richtungen beide auch
in demjenigen Falle wertvoll bleiben, wo sie sich zu widersprechen
scheinen. Alle Angaben über mechanische Wirkungen, welche für
die Stärke oder Schwäche des Stosses bezeichnend sind, und solche,
welche die Bewegungsart charakterisieren, sind willkommen.“
Endlich kann nicht genug hervorgehoben werden, dass auch
Mitteilungen über das Ausbleiben einer Erschütterung an bestimm-
ten Orten von ganz besonderem Werte sind, insofern sie einerseits zur
Erkennung von Erschütterungsungleichheiten innerhalb des überhaupt
betroffenen Distrikts, welche durch die geognostische Beschaffenheit
desselben veranlasst werden, andererseits zur schärferen Abgrenzung
des erschütterten Gebietes den erforderlichen Anhalt gewähren.
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