“4 _—
Joren. Von 1817 an befinden sich die Akten bei der K. Direktion
der wissenschaftlichen Sammlungen und verdanke ich die einzelnen
Angaben aus dieser Zeit dem wohlwollenden Entgegenkommen dieser
hohen Behörde, ferner bin ich auch der verehrten Direktion des
K. Haus- und Staatsarchivs für Überlassung älterer Akten zu Dank
verpflichtet.
Wohl alle naturwissenschaftlichen Sammlungen, deren Anfänge
in frühere Zeit reichen, führen zurück auf die Neigung der Macht-
haber des 17. Jahrhunderts, neben Waffen und Kostbarkeiten auch
naturhistorische Merkwürdigkeiten zu sammeln, wie sie durch Reisen
in überseeische Länder damals zum ersten Mal in grösserer Zahl
bekannt wurden. Freilich blieben diese Sammlungen besonders in
Deutschland in den meisten Fällen Kuriositätenkabinete und nur
selten wurde ein planmässiges Zusammenbringen verwandter Gegen-
stände ins Auge gefasst. Auch für das K. Naturalienkabinet gilt
das Gleiche; mit Interesse aber bemerken wir bei einem Rückblick
auf die Geschichte der Entstehung und Entwickelung unserer Anstalt,
wie sehr bald schon das Bestreben in den Vordergrund trat, syste-
matisch geordnete Sammlungen anzulegen, deren ständige und plan-
mässige Vermehrung die Herrscher des Landes sich stets besonders
angelegen sein liessen.
Als ältestes Zeugnis einer naturhistorischen staatlichen Samm-
Jung liegt mir vor das „Inventarium über die Fürstl. Kunst-Kammer
allhie zu Stuttgardten“ wie es „den 16. May Anno 1654“ errichtet
und „JoHAnNn BETzEN, verordtnetem Antiquario übergeben worden“.
Auch SrtäuN giebt an (l. c. p. 338), dass unter EBERHARD III., welcher
von 1628—1674 regierte, zuerst der Name Herzogl. Kunstkammer
in Anwendung gekommen ist, so dass wir den Beginn unserer Samm-
lung von jener Zeit datieren dürfen, wenngleich schon das eine oder
andere Stück bereits vorhanden gewesen sein mag. Die Sammlung
unterstand dem Oberhofmarschallamt.
Es war ein buntes Allerlei, welches sich damals in der Herzogl.
Kunstkammer befand. Als erstes Stück wird aufgeführt „Die Jung-
frau Maria, mit dem Christkindlein sambt den heyl. drey Königen,
von Holtz geschnitzelt und Iluminirt.“ Bereits Nr. 4 aber berichtet
von einem naturhistorischen Fund; die „Dreyzehn Stuckh sehr grosser
gebeine von Rysen davon das eine zerbrochen“ ebenso wie das „Stückh
von einem langen Horn oder Zahn, so tief in der Erde gefunden
worden“, beweisen, dass schon vor dem berühmten Cannstatter
Mammutfund Fossile in einer Stuttgarter Sammlung lagen. Neben
3644