Vorträge bei der Generalversammlung,
Ueber Seismographen und Erdbebentheorie‘.
Von Professor Dr. Pilgrim in Ravensburg.
Es sind zwei Veranlassungen, durch welche sich die Behand-
lung der Erdbebenfrage am heutigen Versammlungstage empfiehlt,
die eine ist der Umstand, dass hier unter den ausgestellten Gegen-
ständen sich ein Erdbebenmesser, ein Seismometer, befindet, ein
Apparat, der künftig seine Aufstellung in Ravensburg erhalten soll,
um der Erdbebenkommission unseres Vereins bei vorkommenden
Erdbeben Angaben über Stärke und Richtung der Bodenerschütterung
zu liefern. Die andere Veranlassung ist der Umstand, dass diejenige
Konstruktion, welche gerade den empfindlichsten und brauchbarsten
Seismometern und Seismographen zu Grunde liegt, die Erfindung
eines oberschwäbischen Landsmannes ist, dessen Geburtsstätte in
unserer Nähe, in der Gemeinde Reichenhofen, OA. Leutkirch, ge-
legen ist.
Als die Erde zum erstenmale mit einer festen Rinde überzogen
war, bewirkte die Abkühlung, die an der Oberfläche am raschesten
vor sich ging, ein Zerreissen der Kruste in einzelne Schollen. In
1 Mit Rücksicht darauf, dass mein Vortrag in der Jahresversammlung
des Vereins für vaterländische Naturkunde sich nicht auf eigenes Beobachtungs-
material, auch nicht wesentlich auf eigene theoretische Untersuchungen stützte,
sondern mehr einen Auszug aus verschiedenen Quellen, besonders aus den von
Professor MıLNE in Japan herausgegebenen „Transactions of the Seismological
Society of Japan“ bildete, halte ich es nicht für angemessen, den Vortrag hier
in seinem ganzen Umfang wiederzugeben, ich beschränke mich auf nachfolgenden
Auszug, für das weitere auf die Quellen selbst verweisend.
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