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andere zur Folge hat. Hierher gehören auch die Erderschütterungen
durch Bergstürze und Lawinen.
Erdbeben durch Abstürze ins Meer kommen an Steilküsten
nicht selten vor; sei es, dass an der Mündung eines Flusses die
abgesetzten Anschwemmungen hinabrutschen, oder dass unterwaschene
Steilränder einstürzen.
Aus der Beschaffenheit der Lava und aus den Wassereinschlüssen
des Granits schliesst man, dass das glühende Magma im Erdinnern
Wasser aufgelöst enthält ; ähnlich wie Wasser, das unter hohem Druck
steht, Kohlensäure in beträchtlicher Menge aufgelöst enthalten kann.
Bildet sich ein Spalt über dem Magma, so reisst der sich aus-
dehnende Wasserdampf das Magma empor, ähnlich wie das Wasser
aus einer. Sodawasserflasche emporspritzt, wenn der Kork plötzlich
hinausfliegt, oder der Wein aus einer Champagnerflasche. Auf diese
Weise entstehen vulkanische Eruptionen.
Bilden sich Spalten im Innern der Erde, ohne sich bis zur
Oberfläche fortzusetzen, so erzeugt der Wasserdampf Erdbeben. Die
Wirkungen des im Magma gelösten Wasserdampfes werden noch
erhöht durch die Verdampfung des durch den Spalt in die Tiefe
stürzenden Wassers.
Eine auffallende Spaltenbildung ist aber zur Erzeugung von
Erdbeben gar nicht notwendig.
Sehr viele Erdschichten sind dermassen zerklüftet oder von
feinen Sprüngen durchzogen, dass Wasser fortwährend durch sie
hinabsinkt. Hierbei kommt auch die Kapillarität in Betracht, welche
bewirkt, dass das Wasser selbst einen starken Dampfdruck über-
winden und in die Tiefe dringen kann (Seism. Journ. of Japan
I. S. 91. 1894 nach Dausree). Gelangt dieses Wasser in unter-
irdische Hohlräume, die bei der Faltung von Gebirgen oder durch
Spaltungen entstanden sind und in grosser Tiefe liegen, so können
plötzliche Verdampfungen, d. h. Explosionen, eintreten. Die Tiefe
der Erdbebenherde hat man in nicht vulkanischen Ländern, z. B.
Deutschland, auf 18—38 km geschätzt. Bei der zunächst beobachteten
thermischen Tiefenstufe von 3° auf 100 m würde dort eine Tempe-
ratur von 540—1140°, also Rotglut herrschen. Bei Ischia, das in
einem vulkanischen Gebiet liegt, schätzt man die Tiefe des Erdbeben-
herdes auf nur 9—15 km; dort scheint die Tiefenstufe klein zu sein.
Eine auffallend kleine Tiefenstufe, nämlich 1° auf nur 10,46 m,
wurde in dem Bohrloche bei Neuffen festgestellt (diese Jahreshefte
1894. S. 607).