Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 52, 1896)

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Besonders häufig sind Erdbeben in vulkanischen. Gegenden; 
z. B. zeigen die Instrumente in Japan jährlich 4-—500 Erdbeben an, 
von denen durchschnittlich jährlich eines den 8. Grad der Intensität 
erreicht‘. Es giebt aber auch Gegenden ohne Vulkane, die häufig 
erschüttert werden; hier nimmt man an, dass Wasser leicht in grosse 
Tiefe gelangen kann, z. B. Peru, Krain, Kroatien etc. Durch Ex- 
plosionen wird das Wasser zurückgedrängt, sammelt. sich wieder, 
explodiert zum zweitenmal u. s. w. So kommt es, dass Stösse sich 
in ziemlich regelmässigen Zwischenräumen wiederholen. Bei dem 
phokischen Erdbeben hat man in den Jahren 1870—73 mehr wie 
500000 Stösse gezählt, darunter etwa 300, die Zerstörungen be- 
wirkten *. 
Die Erdbeben, welche durch das Eindringen von Wasser in 
das heisse. Erdinnere erzeugt werden, beginnen mit schwachen 
Erzitterungen, dann folgen nacheinander Geräusche, ein heftiger 
Stoss, eine Reihe unregelmässiger Schwingungen, worunter einige 
starke Stösse vorkommen können. Die ganze Störung endigt mit 
einer langen Reihe von unregelmässigen Schwingungen, die mit einer 
pulsierenden Bewegung von langer Periode und kleiner Amplitude 
ausgeht. Bei vielen Erdbeben entsteht eine Reihe gleichstarker 
Schwingungen ohne ausgesprochenen Stoss. 
Als Zahl aller Schwingungen eines einzigen Erdbebens ist bis 
gegen 300 beobachtet worden. Gewöhnlich werden die vorlaufenden 
Erzitterungen übersehen und gehen die nachfolgenden Pulsationen 
wegen ihrer Langsamkeit verloren. 
Die Dauer eines einzelnen Bebens (das also von nur einer 
Explosion herrührt) kann nach den angestellten Beobachtungen bis 
4 Minuten betragen. Manchmal folgen sich zwei Erdbeben so rasch, 
dass ihre Schwingungen ineinander übergehen. Z. B. wurden auf 
der Insel St. Thomas 1860 innerhalb 10 Stunden 283 Erdbeben 
gezählt. Gewöhnlich folgt auf ein starkes Erdbeben eine Reihe 
schwächerer von ungleicher Stärke und in ungleichen Zeitintervallen, 
die sich wochen-, monate-, selbst jahrelang hinziehen. 
Die Grösse der Bewegung eines Punktes der Erde während 
eines Bebens, d. h. die Entfernung der beiden äussersten Lagen, 
die er erreicht hat, ist von MALLET bei dem kalabrischen Erdbeben 
‚von 1857 bis auf 240 mm geschätzt worden. ‘Diese Bewegung wurde 
; * Trans. of Seism. Soc. of Japan XIV, p. 23, 1889. Man vergleiche die In- 
tensitätsskala auf S. 252 dieser Jahreshefte von 1893. 
2? Neumayr, Erdgeschichte. T. 8. 270.
	        

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