Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 53, 1897)

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uns zwei Schmuckkästchen vaterländischer Insekten von Kaufmann 
Bubeck und einige Kästen mit Varietäten von württembergischen 
Eulen; letztere waren vom K. Naturalienkabinet ausgestellt 
und einer von Pfarrer Schumann in Bonfeld zusammengebrachten 
Sammlung entnommen, das Resultat einer ungewöhnlichen, lang- 
jährigen, verständnisvollen Sammelthätigkeit. An der gleichen Längs- 
wand wie die Insekten hatte auch noch eine reiche Ausstellung von 
Prof. Klunzinger Platz gefunden, die zahlreiche in Formalin kon- 
servierte Fische und anatomische Präparate nebst Skeletten als Ver- 
gleichungsmaterial verschiedener Präparationsmethoden enthielt. Die 
Sammlung des Vereins hatte hier zwei besonders stattliche 
Exemplare von Bodenseefischen zur Ausstellung gebracht, einen aus- 
gestopften Weller von 212 cm Länge und 115 Pfd. Lebendgewicht, 
und einen Hecht von 120 cm mit 36'/2z Pfd. Gewicht, denen sich 
noch eine eigenartige weisse Varietät des Hechtes, ein Geschenk von 
Herrn Klenk in Malmsheim, anschloss. An der gegenüberliegenden 
Längsseite des Saales fiel in der Mitte ein Schaukasten auf, der als 
einzigartige Ausstellung bezeichnet werden darf. Er enthielt eine 
erst wenige Tage vorher vom K. Naturalienkabinet erworbene 
Sammlung von Glasschwämmen aus Japan, jener merkwürdigen 
Familie von Schwämmen (Hexactinellidae), die ihr Skelett aus Kiesel- 
säure gleich gesponnenem Glas aufbauen und die in Eleganz des 
Skelettes wie in Formenmannigfaltigkeit der mikroskopischen Bestand- 
teile derselben wenige Beispiele im Tierreich haben. Erst die Meeres- 
forschungen der letzten Jahrzehnte haben aus den geheimnisvollen 
Gründen der Tiefsee diese merkwürdigen Gestalten ans Licht gezogen. 
In jurassischer Zeit aber lebten sie auch in Schwaben; dies beweisen 
die prächtigen Stücke fossiler Glasschwämme aus der palaeonto- 
logischen Sammlung des Naturalienkabinets, die das Gegenstück zu 
den recenten bildeten. Die unförmigen Massen, die diese Schwämme 
unpräpariert darstellen, scheinen freilich keine Ähnlichkeit zu haben, 
aber Ätzung mit Salzsäure lässt genau das gleiche duftige Kiesel- 
skelett zu Tage treten, wie bei den noch heute lebenden Formen. 
Die gleiche Verbindung zwischen Zoologie und Palaeontologie, welche 
das K. Naturalienkabinet stets im Auge hat, zeigten auf dem nämlichen 
Tisch eine fossile Crinoidenplatte und heute noch lebende, ebenfalls 
der Tiefsee entstammende Vertreter dieser charakteristischen Echino- 
dermen. Auf diesem Kasten prangte als Gruss für die Versammlung 
ein duftiger blütenreicher Willkomm des Altmeisters schwäbischer 
Geologie: Direktor Dr. v. Fraas. Zur Palaeontologie gelangt, traf
	        
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