0 8 =
einer energischen Bewegung in ihrem Innern genugsam Zeugnis
abzulegen schienen, und ferner die Thatsache, dass die Entwickelung
der Eier nicht verhindert wurde, wenn man unmittelbar nach der
Befruchtung die denselben anhaftenden Samenfäden abwusch, ein
Umstand, der ganz besonders deutlich auf eine momentan vollzogene
Übertragung einer molekularen Bewegung hinzuweisen schien. Man
dachte sich also, dass die Spermatozoen die Bestimmung hätten,
den Molekülen des Eies eine bestimmte Bewegung mitzuteilen, ebenso
wie man damals bei Krankheiten die Ansteckung durch ein Kon-
tagium auf eine mitgeteilte Molekularbewegung zurückführte.
Während man also um die Mitte dieses Jahrhunderts bezüglich
der Theorie der Befruchtung auf einem gewissen Ruhepunkt angelangt
war, waren bereits inzwischen einige Beobachter mit der Angabe
hervorgetreten, dass die Spermatozoen bei der Befruchtung in das
Ei selber eindringen, und sogar Bıscnorr, der Begründer der Kontakt-
theorie, sah sich 1854 veranlasst, diese Thatsache sowohl beim Frosch-
als auch beim Kaninchenei zu bestätigen. Für das unbefangene
Urteil war dadurch selbstverständlich die Richtigkeit der Kontakt-
theorie in Frage gezogen und vereinzelt wurde denn auch bereits
die Ansicht laut, dass die Vermischung der Bestandteile der ein-
gedrungenen Samenelemente mit der Substanz des HEidotters das
Wesentliche an der Befruchtung ausmache. Man war also damit
bereits zu einem Ergebnis gelangt, dessen strengere Begründung und
schärfere Präcisierung der inzwischen ins Leben gerufenen Zellen-
lehre vorbehalten war.
Bekanntlich hat die Ende der 30er Jahre hauptsächlich von
SCHLEIDEN und ScHwANN aufgestellte Zellenlehre den seither allgemein
anerkannten Satz aufgestellt, dass sich sowohl der pflanzliche als
der tierische Organismus aus zahlreichen Elementarorganismen, den
Zellen, zusammensetze. Jede der Zellen beherbergt einen Nucleus
oder Kern, ein bläschenförmiges Gebilde, welches in seinem Innern
einen oder mehrere festere Inhaltskörper, die Nucleolen oder Kern-
körper, einschliesst.
Die Zellenlehre in dieser ersten Gestaltung bemächtigte sich
zunächst der Frage, welchen morphologischen Wert das Ei und seine
einzelnen Bestandteile haben, d.h. ob das Ei selbst oder einer seiner
Inhaltskörper eine Zelle darstelle. Bereits 1825 hatte PuUrKınJE an
der Peripherie der gelben Dotterkugel des Hühnereies, innerhalb des
als Hahnentritt bekannten hellen Fleckes, einen bläschenförmigen
Körper entdeckt, der fernerhin die Bezeichnung Purkinje’sches Keim-