Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 53, 1897)

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bläschen erhielt. Durch ausgedehnte vergleichende Untersuchungen 
gelangte man nun allmählich zu dem Ergebnis, dass die gelbe Dotter- 
kugel des Vogeleies den ganzen Eiern anderer Tiere, beispielsweise des 
Frosches, entspreche und den Wert einer Zelle repräsentiere, dass ferner 
das Keimbläschen dem Zellkern und die im Keimbläschen enthaltenen 
festeren Körper, die sogen. Keimflecke, den Kernkörpern entsprechen. 
Um die nämliche Zeit, als LAvALETTE St. GEore’s abschliessende 
Arbeit zur endgültigen Anerkennung dieser Verhältnisse führte, nämlich 
Ende der 60er Jahre, begann der neue Aufschwung der Zellenlehre 
durch Einführung der modernen Schneide- und Färbetechnik seinen 
Anfang zu nehmen. Es gelang, grössere undurchsichtige Gewebsstücke 
und Eier in dünne Schnitte zu zerlegen, aus deren vergleichender Be- 
trachtung man das ursprüngliche Bild und den inneren Bau des Unter- 
suchungsobjektes rekonstruieren konnte, und ferner brachte man es 
dazu, durch Anwendung geeigneter Farbstoffe bestimmte Bestandteile 
der Zelle, vor allem gewisse Einzelheiten im Bau des Kernes, durch 
Färbung hervorzuheben, oder wie man zu sagen pflegt, zu differen- 
zieren. Ich muss hier, um das Folgende verständlich zu machen, mit 
wenigen Worten auf die Kern- und Zellteilungsvorgänge eingehen. 
Die Vermehrung der Zellen erfolgt durch fortgesetzte Zweiteilung. 
Die Mutterzelle teilt sich in zwei Tochterzellen, jede dieser in zwei Enkel- 
zellen u. s.f. Der Teilung der Zelle geht die Teilung des Kerns voraus 
und dieser Teilungsvorgang ist durch ganz eigentümliche und regel- 
mässige Veränderungen des Kerns und des Zellkörpers gekennzeichnet. 
Solange sich Zelle und Kern nicht in Teilung befinden, zeigt 
der letztere in seinem Innern ein Gerüstwerk von feinen Fäden, 
die sich zwischen der Kernmembran ausspannen und in welchen 
Körnchen einer Substanz eingelagert sind, die wegen ihrer ausser- 
ordentlichen Neigung, sich mit gewissen Farbstoffen zu verbinden, 
als Chromatin oder chromatische Substanz bezeichnet wird. Ausser- 
dem enthält der Kern ein oder mehrere Kernkörper, welche vermut- 
lich Nebenprodukte des Stoffwechsels darstellen. Wenn sich der 
Kern zur Teilung vorbereitet, verdichtet sich das Fadengerüst an be- 
stimmten Stellen, das Chromatin häuft sich längs bestimmter Faden- 
züge an und es bildet sich so allmählich das Gerüstwerk in einen 
knäuelig aufgewundenen Faden um. Dieser Faden zeigt bald darauf 
in seinem ganzen Verlauf eine Spaltung, die sogen. Längsspaltung, 
anderseits zerlegt er sich durch Querteilung in eine für jede Tier- 
oder Pflanzenspecies charakteristische Anzahl von Segmenten, die 
sogen. Chromatinschleifen. Kernmembran und Nucleolen be-
	        
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