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bläschen erhielt. Durch ausgedehnte vergleichende Untersuchungen
gelangte man nun allmählich zu dem Ergebnis, dass die gelbe Dotter-
kugel des Vogeleies den ganzen Eiern anderer Tiere, beispielsweise des
Frosches, entspreche und den Wert einer Zelle repräsentiere, dass ferner
das Keimbläschen dem Zellkern und die im Keimbläschen enthaltenen
festeren Körper, die sogen. Keimflecke, den Kernkörpern entsprechen.
Um die nämliche Zeit, als LAvALETTE St. GEore’s abschliessende
Arbeit zur endgültigen Anerkennung dieser Verhältnisse führte, nämlich
Ende der 60er Jahre, begann der neue Aufschwung der Zellenlehre
durch Einführung der modernen Schneide- und Färbetechnik seinen
Anfang zu nehmen. Es gelang, grössere undurchsichtige Gewebsstücke
und Eier in dünne Schnitte zu zerlegen, aus deren vergleichender Be-
trachtung man das ursprüngliche Bild und den inneren Bau des Unter-
suchungsobjektes rekonstruieren konnte, und ferner brachte man es
dazu, durch Anwendung geeigneter Farbstoffe bestimmte Bestandteile
der Zelle, vor allem gewisse Einzelheiten im Bau des Kernes, durch
Färbung hervorzuheben, oder wie man zu sagen pflegt, zu differen-
zieren. Ich muss hier, um das Folgende verständlich zu machen, mit
wenigen Worten auf die Kern- und Zellteilungsvorgänge eingehen.
Die Vermehrung der Zellen erfolgt durch fortgesetzte Zweiteilung.
Die Mutterzelle teilt sich in zwei Tochterzellen, jede dieser in zwei Enkel-
zellen u. s.f. Der Teilung der Zelle geht die Teilung des Kerns voraus
und dieser Teilungsvorgang ist durch ganz eigentümliche und regel-
mässige Veränderungen des Kerns und des Zellkörpers gekennzeichnet.
Solange sich Zelle und Kern nicht in Teilung befinden, zeigt
der letztere in seinem Innern ein Gerüstwerk von feinen Fäden,
die sich zwischen der Kernmembran ausspannen und in welchen
Körnchen einer Substanz eingelagert sind, die wegen ihrer ausser-
ordentlichen Neigung, sich mit gewissen Farbstoffen zu verbinden,
als Chromatin oder chromatische Substanz bezeichnet wird. Ausser-
dem enthält der Kern ein oder mehrere Kernkörper, welche vermut-
lich Nebenprodukte des Stoffwechsels darstellen. Wenn sich der
Kern zur Teilung vorbereitet, verdichtet sich das Fadengerüst an be-
stimmten Stellen, das Chromatin häuft sich längs bestimmter Faden-
züge an und es bildet sich so allmählich das Gerüstwerk in einen
knäuelig aufgewundenen Faden um. Dieser Faden zeigt bald darauf
in seinem ganzen Verlauf eine Spaltung, die sogen. Längsspaltung,
anderseits zerlegt er sich durch Querteilung in eine für jede Tier-
oder Pflanzenspecies charakteristische Anzahl von Segmenten, die
sogen. Chromatinschleifen. Kernmembran und Nucleolen be-