Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 53, 1897)

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ginnen unterdessen zu verschwinden, dafür treten aber an zwei 
entgegengesetzten Punkten der ursprünglichen Kernperipherie zwei 
winzige Körper, die sogen. Centrosomen auf. Dieselben scheinen 
Krafteentren darzustellen, welche auf die Substanz des Zellkörpers 
und des Kernsafts irgend eine chemische oder dynamische Wirkung 
ausüben, so dass sich die kleinsten Teilchen derselben strahlen- 
förmig um die Centrosomen orientieren, wie die Eisenfeilspäne 
um die Pole des Hufeisenmagneten. Diese Centrosomen scheinen 
aber auch eine gewisse Attraktion auf die Chromatinschleifen 
auszuüben, denn wir sehen nunmehr, wie die Schleifen zuerst zwischen 
beiden Centrosomen eine kranzförmige Gruppe bilden und wie dann 
von jeder Schleife die eine Spalthälfte oder Tochterschleife nach 
dem einen, die andere nach dem anderen Centrosom hinwandert. 
Gleichzeitig schnürt sich, wiederum unter dem Einfluss jener Teilungs- 
apparate, der Centrosomen, der Zellkörper ein und die Zelle 
zerfällt in zwei Tochterzellen. Nunmehr verschwinden Centrosomen 
und Strahlung, die Tochterschleifengruppen umgeben sich mit einer 
Kernmembran; durch eine Art von rückläufigem Umwandlungsprozess 
verteilt sich die chromatische Substanz wieder auf ein neuentstandenes 
Fadengerüst, es treten wieder Kernkörper auf und schliesslich gleicht 
jeder der Tochterkerne vollkommen dem Mutterkern. 
Kehren wir von dieser Abschweifung zu den in den 70er Jahren 
sich aneinander reihenden Untersuchungen über die Befruchtungsvor- 
gänge zurück. Nach vorbereitenden Untersuchungen von A. SCHNEIDER, 
BürschL1, For, AusrBAcH u. a. konnte im Jahre 1875 O. Hertwıie für 
das Seeigelei den Nachweis führen, dass der sogen. Kopf des in das 
Ei eindringenden Samenfadens sich innerhalb des Eikörpers zu einem 
kernartigen Gebilde umwandle und mit dem Eikern verschmelze. 
Hurtwic stellte auf Grund dieser Beobachtung den Satz auf, dass 
die Befruchtung allgemein auf der Kopulation zweier 
Kerne beruhe. Der Vorgang ist in kurzem der folgende: Noch 
innerhalb des Ovariums tritt im Ei, wenn dasselbe zu seiner end- 
gültigen Grösse herangewachsen ist, der Kern in die Oberflächen- 
schicht und teilt sich rasch zweimal hintereinander. Es sind im 
allgemeinen typische Kernteilungen in der Art, wie ich sie vorhin 
geschildert habe, es folgt ihnen aber nicht, wie dies sonst der Fall 
ist, eine Teilung des Zellkörpers in zwei gleiche Hälften, sondern in 
zwei sehr ungleiche Teilprodukte: bei jeder Teilung schnürt sich 
nämlich von dem zurückbleibenden Ei eine kleine Schwesterzelle ab. 
Es ist dies die Bildung der beiden Richtungskörper, ein gewisser-
	        
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