Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 53, 1897)

massen vorbereitender Teilungsvorgang , der bei allen tierischen Ei- 
zellen vorkommt und den Eikern zur Befruchtung reif macht. Der 
Eikern tritt nunmehr wieder in die Tiefe des Dotters zurück und 
wartet hier, bis das Ei aus dem Ovarium austritt und von einem 
Samenfaden befruchtet wird. Ebenso wie das Ei, so repräsentiert 
auch jeder Samenfaden den Wert einer Zelle: er setzt sich gewöhn- 
lich zusammen aus dem Kopfstück, welches den Kern enthält, aus 
dem sogen. Mittelstück und aus dem zur Fortbewegung dienenden 
Schwanzfaden. Sobald nun ein Samenfaden in das Ei eingedrungen 
ist, hebt sich infolge eines Quellungsvorgangs von dem Ei eine 
zarte Haut, die Eimembran oder Dotterhaut, ab, durch welche das 
Eindringen weiterer Samenfäden verhindert wird. Während nun der 
Schwanzfaden des eingedrungenen Spermatozoons in der äussersten 
Eischicht stecken bleibt, wandert der Kopf in Begleitung des Mittel- 
stücks auf den Eikern zu, der im Kopf enthaltene Kern wandelt 
sich zum bläschenförmigen Spermakern um, während an der Stelle 
des Mittelstückes ein Centrosom sichtbar wird, welches seine zu- 
nehmende Aktivität durch das Auftreten einer immer mehr sich ver- 
grössernden Strahlung im Zellkörper bekundet. Es erfolgt gewöhnlich 
eine Drehung in der Weise, dass nunmehr das Centrosom dem Kern 
vorausmarschiert, aber noch ehe der Spermakern den Eikern erreicht, 
pflegt sich das Centrosom und dessen Strahlung zu teilen. Es ent- 
stehen so zwei Centrosomen, welche sich einander gegenüber auf- 
stellen, während die inzwischen vereinigten Kerne zwischen dieselben 
treten und sich nun in der vorhin beschriebenen Weise zur Teilung 
vorbereiten. Sowohl die väterliche als die mütterliche Chromatin- 
substanz zerlegt sich in eine ganz bestimmte Anzahl von Schleifen 
und bei dem folgenden Kern- und Zellteilungsprozesse tritt sowohl 
von den väterlichen als von den mütterlichen Chromatinschleifen je 
eine Spalthälfte in die eine, die zweite in die andere Tochterzelle. Da 
sich nun der Organismus auf Grund eines fortgesetzten Zweiteilungs- 
prozesses aufbaut, so scheint zu folgen, dass in sämtlichen Zellen des- 
selben sowohl väterliche als mütterliche Kernsubstanz sich befindet. 
Es hat nun schon Rovx, der Begründer der modernen Ent- 
Wwickelungsmechanik, im Jahre 1884 die Vermutung aufgestellt, dass 
der so ungemein umständliche und verwickelte Kernteilungsprozess 
als ein Mittel angesehen werden muss, den Kern nicht bloss seiner 
Masse, sondern auch der Masse und Beschaffenheit seiner einzelnen 
Qualitäten nach zu teilen. Nach Rovx handelt es sich also bei der 
Kernteilung darum, dass eine möglichst gleichmässige Verteilung eben
	        
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