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Das Wünschenswerteste wäre eine kontinuierliche Beobachtung; da
es aber solche nicht giebt und der einzelne unmöglich solche an-
stellen kann, bleibt nichts anderes übrig, als möglichst oft Ausschau
zu halten, ohne sich dabei an einen bestimmten Zeitpunkt, etwa den
Anfang jeder Stunde, zu binden. Werden auf diese Weise dann
Simultanbeobachtungen angestellt, so dürfte das hierbei sich ergebende
Resultat allen Anforderungen der Wissenschaft vorderhand genügen.
Letzteres ist jedoch zur Zeit, wie es scheint, noch ein frommer Wunsch.
Die Simultanbeobachtungen, auf welche Moun, Jesse hinweisen, sind
an Zahl äusserst gering, und auch Verfasser dieses, der für seine Halo-
beobachtungen eine verhältnismässig grosse Anzahl von Synchronisten
erhielt , kann für irisierende Wolken in dieser Hinsicht nichts auf-
weisen. Diese Erscheinungen sind so flüchtig, so unbeständig und
auch am Erscheinungstag so singulär, dass eine telegraphische Be-
nachrichtigung eines andern Beobachters, die für die Halophänomene
gute Dienste leistet, fast wertlos ist.
Da eine allgemein recipierte Erklärung der Phänomene noch
aussteht und doch der Übersicht halber irgend eine Klassifikation
der Beobachtungen sich als notwendig erweist, so müssen einfach
die wichtigsten, für den Beobachter sogleich ins Auge fallenden
äusseren Merkmale herangezogen werden, mögen sie Zusammen-
gehöriges nun trennen oder zusammenfassen. Diese Klassifikation
soll ja nur vorübergehende Bedeutung haben, ein Schaden kann der
Wissenschaft daraus nicht erwachsen, vielmehr ist zu hoffen, dass
auf diese Weise eine tiefere Erkenntnis dieser Phänomene angebahnt
wird. Nach den im ersten Teil angeführten Beobachtungen ConnEL’s
sind 3 Arten zu unterscheiden. Die irisierenden Wolken treten auf
als Ringe um die Sonne, in weiterer Entfernung als farbige Punkte
oder Flecken und noch weiter entfernt als Streifen oder Balken. Dazu
möchte ich der Vollständigkeit halber noch zwei weitere, unbedeu-
tendere Formen anführen. Die eine tritt auf bei sich transformierenden
kleineren, in scheinbarer Auflösung begriffenen Cumuli und die andere
als ebenfalls deutlich ringförmiger Hof um den Mond, aber mit sehr
schlechtem Farbenspiel, wie die eben vorher genannte neue Form.
Indes wurde dieser letzten Form nur eine sehr geringe Aufmerksam-
keit gewidmet und da ihre Zugehörigkeit zu diesen Phänomenen erst
später mit Sicherheit erkannt wurde‘, so wurden von dieser Form,
1 Der Verfasser glaubt 3 Arten von „Mondhöfen“ unterscheiden zu sollen;
der gewöhnliche einfache, meist fast ganz gelbe, der eben genannte und noch
eine dritte Form, welche bei krystallklarem Sternenhimmel in breiten grünen und