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Die Blüten der Campanulaceen sind durchaus aktinomorph,
meist 5 zählig, bei Canarina L. 6zählig, bei Michauxia HER. 7—10-
zählig, bei Ostrowskia ReceL b—9 zählig, Campanumaeca BLUME 4—6-
zählig, Wahlenbergia 3—6- oder 10zählig; bei Siphocodon Turcz.
ist nur der Kelch 3 zählig. Von den hier angeführten, bezüglich der
Zahlenverhältnisse im Blütenbau abweichenden Gattungen ist über
die Bestäubungsweise wenig oder gar nichts Näheres bekannt, so
dass sich die vorliegende Betrachtung fast ganz auf die normal
5 zähligen Arten beschränkt, bei denen nur bisweilen 4 zählige Blüten
ausnahmsweise vorkommen. Die Abschnitte des Kelches, der Krone
und die in einen Kreis angeordneten epigynen, mit der Krone nicht
zusammenhängenden Staubblätter folgen in regelmässiger Alternation
aufeinander. Die in wechselnder Anzahl vorhandenen Fruchtblätter
sind immer zu einem einzigen Pistill verwachsen, dessen Frucht-
knotenfächer ebenso wie die auf dem einfachen Griffel sich ent-
wickelnden Äste oder Lappen der Narbe der Anzahl der Frucht-
blätter entsprechen. Der Fruchtknoten ist in der Regel unterständig,
bisweilen halb-, selten ganz oberständig und trägt — mit Ausnahme
des letzten Falles — oben an seinem Rande die Kelchzipfel und auf
seiner oberen Fläche einen Nektar absondernden Discus.
Wie den morphologischen Aufbau, so beherrschen auch die Be-
stäubungseinrichtung der Campanulaceenblüten gewisse gemeinsame
Züge. Alle untersuchten Arten ohne Ausnahme haben zwitterige,
ausgeprägt protandrische, nektarführende Insektenblüten. Der aus
den introrsen Antheren entlassene, locker zusammenhangende Pollen
wird frühzeitig auf den Griffel abgesetzt und auf diesem den Insekten
zur Abholung dargeboten; zum Festhalten des Pollens ist der Griffel
in der Regel durch Bekleidung mit eigentümlichen, später sich in
die Griffeloberfläche zurückziehenden Sammelhaaren, seltener durch
klebrige Beschaffenheit seiner Oberfläche ausgerüstet. Die Narben
entwickeln sich erst geraume Zeit nach dem Aufspringen der An-
theren, so dass zur Zeit ihrer Geschlechtsreife der Pollen derselben
Blüte gewöhnlich schon von Insekten abgeholt ist und Fremd-
bestäubung durch Übertragung von Pollen, der aus jüngeren Blüten
stammt, auf die Narben von älteren stattfinden muss; sehr häufig ist je-
doch die Möglichkeit spontaner Selbstbestäubung am Ende des Blühens
als Notbehelf bei ausbleibendem Insektenbesuche gewahrt. Die Farben
der Blumenkronen bewegen sich meistens innerhalb der blauen oder
violetten Farbentöne, seltener kommt gelb, purpurrot, rosa oder weiss,
letzteres auch ab und zu als Variation der blauen Blüten, vor.