Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 53, 1897)

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Die Blüten der Campanulaceen sind durchaus aktinomorph, 
meist 5 zählig, bei Canarina L. 6zählig, bei Michauxia HER. 7—10- 
zählig, bei Ostrowskia ReceL b—9 zählig, Campanumaeca BLUME 4—6- 
zählig, Wahlenbergia 3—6- oder 10zählig; bei Siphocodon Turcz. 
ist nur der Kelch 3 zählig. Von den hier angeführten, bezüglich der 
Zahlenverhältnisse im Blütenbau abweichenden Gattungen ist über 
die Bestäubungsweise wenig oder gar nichts Näheres bekannt, so 
dass sich die vorliegende Betrachtung fast ganz auf die normal 
5 zähligen Arten beschränkt, bei denen nur bisweilen 4 zählige Blüten 
ausnahmsweise vorkommen. Die Abschnitte des Kelches, der Krone 
und die in einen Kreis angeordneten epigynen, mit der Krone nicht 
zusammenhängenden Staubblätter folgen in regelmässiger Alternation 
aufeinander. Die in wechselnder Anzahl vorhandenen Fruchtblätter 
sind immer zu einem einzigen Pistill verwachsen, dessen Frucht- 
knotenfächer ebenso wie die auf dem einfachen Griffel sich ent- 
wickelnden Äste oder Lappen der Narbe der Anzahl der Frucht- 
blätter entsprechen. Der Fruchtknoten ist in der Regel unterständig, 
bisweilen halb-, selten ganz oberständig und trägt — mit Ausnahme 
des letzten Falles — oben an seinem Rande die Kelchzipfel und auf 
seiner oberen Fläche einen Nektar absondernden Discus. 
Wie den morphologischen Aufbau, so beherrschen auch die Be- 
stäubungseinrichtung der Campanulaceenblüten gewisse gemeinsame 
Züge. Alle untersuchten Arten ohne Ausnahme haben zwitterige, 
ausgeprägt protandrische, nektarführende Insektenblüten. Der aus 
den introrsen Antheren entlassene, locker zusammenhangende Pollen 
wird frühzeitig auf den Griffel abgesetzt und auf diesem den Insekten 
zur Abholung dargeboten; zum Festhalten des Pollens ist der Griffel 
in der Regel durch Bekleidung mit eigentümlichen, später sich in 
die Griffeloberfläche zurückziehenden Sammelhaaren, seltener durch 
klebrige Beschaffenheit seiner Oberfläche ausgerüstet. Die Narben 
entwickeln sich erst geraume Zeit nach dem Aufspringen der An- 
theren, so dass zur Zeit ihrer Geschlechtsreife der Pollen derselben 
Blüte gewöhnlich schon von Insekten abgeholt ist und Fremd- 
bestäubung durch Übertragung von Pollen, der aus jüngeren Blüten 
stammt, auf die Narben von älteren stattfinden muss; sehr häufig ist je- 
doch die Möglichkeit spontaner Selbstbestäubung am Ende des Blühens 
als Notbehelf bei ausbleibendem Insektenbesuche gewahrt. Die Farben 
der Blumenkronen bewegen sich meistens innerhalb der blauen oder 
violetten Farbentöne, seltener kommt gelb, purpurrot, rosa oder weiss, 
letzteres auch ab und zu als Variation der blauen Blüten, vor.
	        
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